Kat Menschik

Kat Menschik

„In der Kunst hat jeder seine eigene Sprache.“

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2. Dezember 2023, Brandenburg. Die Illustratorin Kat Menschik hat für das Video-Interview an ihrem Zeichentisch Platz genommen, hinter ihr reihen sich eine Menge Bücher in Regalen, im Raum verstreut hängen und stehen gerahmte Bilder. Das vornehmlich in ein kräftiges Rot getauchte Arbeitszimmer hat Menschik wie so vieles in ihrem gemütlichen Haus auf dem Land selbst gestaltet. Darüber, was Farbe und das künstlerische Schaffen mit den Händen – mit Tusche und Papier anstelle der Computermaus und des Bildschirms – bedeuten, wird sie an diesem Vormittag ausführlich erzählen. Die große Leidenschaft für das, was sie tagtäglich tut, ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sie beim Erzählen oft weit ausholt. Während des Gesprächs kramt Menschik immer wieder Zeichnungen und selbstgemachte Dinge zur Anschauung hervor. Und was sie in ihrem Zimmer nicht direkt zeigen kann, beschreibt sie mit Begeisterung: die Natur rund um ihr Haus etwa oder inwiefern ihr zeichnerischer Strich auch mit Haltung zu tun hat.

Kat Menschik, wie auf Ihrer Homepage zu lesen ist, haben Sie ein eigenes Universum mit „allerlei Kunst“ geschaffen. Wie kommen Ihnen so zahlreich Einfälle für Bücher, Zeitungen und die vielen anderen Dinge, die Sie verwirklichen?

Bei der Arbeit an Büchern oder Zeitungen ist Ideenfindung grundsätzlich Handwerkszeug für mich. Das übe ich jetzt schon über Jahrzehnte immer wieder. Bei einer Zeitung muss man ja relativ schnell auf eine gute Idee kommen. Für ein Buch dauert das manchmal länger. Wenn ich einen neuen Text oder ein Manuskript bekomme, befasse ich mich zuerst intensiv damit. Bevor ich anfange, brauche ich nämlich wirklich eine Grundidee, die so schlüssig sein muss, dass sie mich durch das ganze Buch trägt. Und was die anderen Sachen betrifft, die ich so mache: Solche Ideen kommen mir irgendwann zwischendurch bei der Gartenarbeit oder beim Kaffeetrinken oder nachts, wenn ich mal wach werde. Dann bin ich aufgeregt und höre nicht auf, bevor ich alles durchexerziert habe.

Wie sieht diese Übung in Ideenfindung konkret aus? Ist das ein Mechanismus, wie man die Dinge und die Umwelt wahrnimmt, sodass die Kreativität sprudelt?

Wenn ich arbeite, bin ich total fokussiert. Dann bin ich im Tunnel und denke nur an dieses Projekt und an das nächste Bild. Ich begebe mich so richtig tief rein. Die Ideen sind oft schneller da, als dass ich mich gezielt auf die Suche begeben muss, weil der Ideenpool im Kopf groß ist. Weil ich aufmerksam und neugierig bin. Ich schau mir meine Umgebung an und staune. Wenn ich spazieren gehe, versuche ich, möglichst viel wahrzunehmen. Dazu gehört, dass ich ab und zu rauskomme. Ich bin in Berlin groß geworden, jetzt leben wir seit ein paar Jahren komplett auf dem Land und das liebe ich. Wir haben hier einen großen Garten, sind viel in der Natur. Die inspiriert mich sowieso ständig. Aber ich brauche auch einen Ausgleich. Der besteht dann darin, dass ich Orte besuche, die ich noch nicht kenne, dass ich mich überraschen lasse. Ich gehe zum Beispiel nicht gezielt in ein Museum, um eine Inspiration zu bekommen. Aber es kann passieren, dass ich aus einer Ausstellung mit der Lust rausgehe, etwas Gesehenes aufzugreifen. Ich höre oft, dass es einschüchternd sein kann, große Kunstwerke zu betrachten, ich aber bin danach oft beschwingt und voller Drang, etwas zu beginnen. Ansonsten ist es meine tägliche Auseinandersetzung mit dem Zeichnerischen: Ich arbeite viel, seit fast 30 Jahren jeden Tag. Verwerfen Sie bei dem großen Output denn auch viel wieder? Wann ist etwas gelungen und kann bleiben? Ich verwerfe fast nie etwas. Das liegt vielleicht an meiner Lust, keine Zeit zu verschwenden. Ich fühle mich immer so ein bisschen getrieben und denke jeden Morgen: Das Leben ist kurz, du musst es bestmöglich ausnutzen und Dinge tun, die du machen willst, und diese niemals aufschieben – also fang sofort an. Diese Haltung hat früh dazu geführt, dass ich so gut wie nie Skizzen mache, bevor ich etwas zeichne. Ich halte es für Zeitverschwendung, etwas zweimal zu tun. Ich setze mich dann lieber mit einem Kaffee hin und denke vorab genau nach, was ich möchte. Außerdem kann ich meinem Handwerk und den Abläufen mittlerweile vertrauen.

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