Kat Frankie

Kat Frankie

„Ich möchte heute besser sein als gestern.“

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  • Elina Kechicheva
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Zur Person

11. April 2022, Berlin. Kat Frankie hat eine Regel: bei Interviews mit Magazinen spricht sie englisch, bei Interviews im Radio deutsch. Seit die australische Musikerin 2005 nach Berlin gekommen ist, schreitet ihre Naturalisierung langsam, aber sicher voran. Andererseits sieht sie sich und ihre Mitmenschen zunehmend als Weltbürger, wovon auch ihr neues Album „Shiny Things“ handelt. Im Gespräch reflektiert die Musikerin über ihr Leben und ihre Kunst, über gute Protestsongs und besseres Design und über den ungewöhnlichen Wunsch, jeden Beruf auf der Welt einmal ausgeübt zu haben.

Kat Frankie, die Sonne scheint, es ist frühlingshaft warm. Ein Grund für sportive Deutsche, aufs Fahrrad zu steigen und aufs Land zu fahren. Für Sie auch?

Eher nicht. Ich glaube, ich habe das in meiner Zeit hier in Deutschland vielleicht zweimal gemacht. Ich liebe das Landleben, aber ich habe immer so viel in der Stadt zu tun. Was ich allerdings gerne mache, ist schwimmen gehen. Vor der Pandemie habe ich das dauernd getan. Schwimmen ist nämlich auch gut für die Stimme, gut für die Lungen. Wenn ich darüber nachdenke: Ich würde wohl schon gerne auf dem Land wohnen wollen, weil ich mir das als ein friedliches Leben vorstelle. Aber ich bin nicht der Typ, der sich für einen Monat eine Waldhütte mieten und dort dann der Inspiration freien Lauf lassen könnte. Ich würde wahrscheinlich so viel nachdenken, dass ich nicht arbeiten könnte. So ist das nämlich: Wenn ich zu viel Zeit mit mir selbst verbringe, werde ich wahnsinnig.

Ich habe mal gehört, Deutsche lieben nichts mehr, als sich bei YouTube Videos von englischsprachigen Menschen anzusehen, die davon berichten, wie toll Deutschland ist. Sind Sie als Wahl-Berlinerin mittlerweile auch schon so weit?

(lacht) Die schwärmen wahrscheinlich alle von der Krankenversicherung hier. Ich war im Februar zum ersten Mal seit Langem wieder in Australien, um meine Familie zu sehen. Und da hatte ich das Gefühl, dass die Dinge in Berlin besser funktionieren als in Sydney. Wahrscheinlich bin ich inzwischen wirklich im Team Germany angekommen. Klar, in Sydney ist das Wetter besser, das Essen toll, und alle sehen braun gebrannt und gut aus. Aber dafür bietet Berlin ein viel besseres Unterstützer-Umfeld für Künstlerinnen und Künstler. Die gesamte Kulturlandschaft hier ist hervorragend und die Leute sind viel offener für seltsame Ideen. Wenn man Sydney und Berlin irgendwie miteinander kreuzen könnte, wäre es die perfekte Stadt zum Leben. Nur auf die australischen Giftschlangen würde ich verzichten.

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