Jürgen Vogel

Jürgen Vogel

„Wir müssen die böse Seite in uns abrufen dürfen.“

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  • Egbert Krupp
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Zur Person

07.05.2014, München. Während im Kino nebenan die Premiere seines neuesten Films „Stereo“ läuft, nimmt sich Jürgen Vogel Zeit für ein Gespräch. Mit Förmlichkeiten will er sich nicht lange aufhalten. Langes Drumherumgerede ist sowieso nicht sein Ding: Er packt verbal zu, wie es Männer eben können. Fehlt nur noch die Bierflasche – und das trotz komplexer Gedankengänge zu Sartre, Nietzsche oder der Postmoderne. Da könnte man Stunden zuhören, aber die haben wir leider nicht: Zum Ende des Films muss leider abgebrochen werden, Vogel wird auf der Bühne erwartet, um sich vom Premieren-Publikum beklatschen zu lassen.

Jürgen, Sie haben mal gesagt, dass Sie es in Interviews mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen. Es könnte also sein, dass Sie auch mir etwas auftischen, was schlichtweg erfunden ist.

Jürgen Vogel: (grinst) Was spielt es schon für eine Rolle, ob das, was ich in Interviews sage, der Realität entspricht oder nicht? Wahr ist das, woran man glaubt. Ich lebe als Schauspieler ja auch immer damit, dass sich die Menschen Bilder von mir machen, die mit mir gar nichts zu tun haben. Es interessiert mich nicht, Kontrolle darüber zu haben und ihnen vorzuschreiben, was sie über mich zu denken haben, indem ich ihnen sage: Alle mal herhören, ich erkläre mich euch jetzt. Für mich ist es vielmehr ein Glücksfall, dass ich mal hinter den Figuren verschwinden kann und mal in dem ganzen Presserummel. Dort sage ich das, da sage ich was ganz anderes. Keiner weiß dann irgendwann, was stimmt und was nicht. Geiler geht es doch nicht.

Das Versteckspiel mag vielleicht in der Öffentlichkeit gelingen. Aber wie sieht es privat aus? In Ihrem aktuellen Film spielen Sie an der Seite von Moritz Bleibtreu, der in der Rolle des Henry zu dem von Ihnen verkörperten Erik sagt: „Du kannst Dich nicht verstecken.“

Niemand kann vor seiner wirklichen Natur davonlaufen. Alles, was einer in sich hat, kommt sowieso irgendwann einmal heraus, es braucht nur die entsprechende Situation dazu. Insofern muss man sich gar nicht erst in die Idee verrennen, man könne mit seinem wahren Ich hinter dem Berg halten. Ist doch Blödsinn. Haben denn Menschen innerhalb ihrer Beziehungen überhaupt das Bedürfnis, sich zu verstecken? Ich glaube nicht.

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