Jürgen Schadeberg
„Mich konnte wenig schocken.“
Zur Person
Geboren am 18.03.1931 in Berlin, bestieg Jürgen Schadeberg nach kurzer Lehrzeit bei einer Hamburger Presseagentur als 19-Jähriger ein Schiff nach Kapstadt und folgte seiner Mutter nach Südafrika. Er ging nach Johannesburg und baute als Chef-Fotograf und Art Director die Fotoredaktion des „Drum“-Magazins auf. Seine Aufnahmen des Lebens in den Townships sowie der beginnenden Befreiungsbewegung machten den Deutschen zum Chronisten eines vom Apartheid-Regime unterdrückten schwarzen Alltags; seine Bildberichterstattung aus den illegalen Bars und Salons des schwarzen Künstlerviertels Sophiatown dokumentierte eine vibrierende Jazz- und Literaturszene. 1964 kehrte Schadeberg Südafrika auf Drängen der Sicherheitspolizei für 20 Jahre den Rücken und fotografierte in Europa und Amerika für renommierte Magazine, bevor es ihn schließlich 1984 zurück ans Kap zog, wo er sich fortan auf Dokumentarfilme zum Thema konzentrierte. 2007 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. Jürgen Schadeberg lebt in Spanien.
18.04.2009, Würzburg. An einem heißen Frühlingstag sitzt der Fotograf und Südafrika-Zeitzeuge Jürgen Schadeberg im Schatten des Würzburger Kulturspeichers, wo gerade eine Ausstellung seines Werkes gezeigt wird. Als wäre es gestern gewesen, berichtet Schadeberg von seiner Pionierarbeit als Chronist des Apartheid-Regimes, von brenzligen Situationen – und einer nach wie vor tief zerrissenen Gesellschaft am Kap, die viele Hoffnungen des Kontinents erfüllen soll.
Herr Schadeberg, wann immer man ein Foto des jungen Nelson Mandela betrachtet, handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um eine Ihrer Aufnahmen. Gibt es ein Bild, das Sie damals nicht gemacht haben – und worüber Sie sich heute ärgern?
Jürgen Schadeberg: (überlegt) Oh, ich glaube, da gibt es einige. Mir als Fotograf hätte es sehr gefallen, wenn ich ihn mal hätte während der Rasur fotografieren können; bei einer ganz persönlichen, alltäglichen Handlung. Oder im Kreise der Familie. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen ist das ja auch nicht einfacher, sondern schwieriger geworden in den letzten Jahren.
Haben Sie diese Seite Mandelas gar nicht kennengelernt oder nur nicht ablichten dürfen?
Kennengelernt schon, aber das waren dann fast immer Momente, in denen man besser nicht fotografieren sollte; meist allein schon aus Gründen des Anstands. Mandela versteht nicht, warum die Öffentlichkeit ein Interesse daran haben könnte. Er mag das ganz und gar nicht, und das habe ich respektiert.