Jörg Hartmann

Jörg Hartmann

„Im Ruhrgebiet hat man es nicht so mit Prinzen.“

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  • Jonas Holthaus
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Zur Person

26. Februar 2024, Potsdam. Er ist sich nicht sicher, ob er seinem Vater oft genug gesagt hat, dass er ihn liebt. Jetzt hat er es nachgeholt und ein Buch geschrieben. „Der Lärm des Lebens“ ist Jörg Hartmanns bodenständige Liebeserklärung an die Familie und das Ruhrgebiet. Es ist früh am Montagmorgen, im Café Heider wird tüchtig gefrühstückt. Niemand nimmt Notiz von dem unauffälligen Mann im grauen Parka. Ganz anders gestern Abend an der Berliner Schaubühne: Hartmann spielt „Professor Bernhardi“ in Arthur Schnitzlers erschütternd aktueller gleichnamiger Komödie über Antisemitismus, wird frenetisch gefeiert, sein Spiel ist eine stille Sensation. „Die Leute klatschten spontan, als wir ins Foyer kamen“, erzählt der Schauspieler. Während des Gesprächs zieht er den Parka abwechselnd an und aus, in der Beletage des Cafés ist nicht geheizt. Hartmann redet konzentriert mit angenehm sonorer Stimme. Wenn es ihm zu viel wird, sagt er: „Sie fragen Sachen“ – und antwortet trotzdem.

Jörg Hartmann, mit Erzählungen aus Ihrem Privatleben halten Sie sich zurück, in Ihrem Buch gewähren Sie nun einen Einblick in Ihre Familie. Wie war das Zuhause bei den Hartmanns in Herdecke?

Es war relativ einfach gestrickt, wir wohnten in einer 60-Quadratmeter-Wohnung mitten in der Herdecker Altstadt, meine Eltern, meine Schwester und ich. Meine Eltern zogen kurz vor meiner Geburt ein, meine Mutter lebt heute noch dort. Ich gehöre zur Babyboomer-Generation, das heißt, wir waren immer viele. Das war toll. Hinter dem Haus stand ein alter Obstgarten, der irgendwann einer Umgehungsstraße zum Opfer fiel. Nicht weit von uns ging es direkt in den Wald. Herdecke gehört zum Ruhrgebiet, aber anders als sich das wahrscheinlich die meisten vorstellen, ist es dort sehr grün.

Hatten Sie ein eigenes Kinderzimmer?

Nicht von Anfang an, erst mit sechs Jahren, als meine zwölf Jahre ältere Schwester auszog. Meine Eltern betrieben ein Jahr lang nebenbei eine Pommesbude, und von diesem hart verdienten Geld richteten sie mir mein Kinderzimmer ein. Mein erstes eigenes Zimmer, ein Traum in Quietschgrün: Schreibtisch, Schrank, Bett, alles war grün. Großartig. Und an der Wand hingen eine Karte vom Mond und die Weltkarte. Irgendwann hatte ich sogar eine eigene kleine Glotze.

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