Jimmy Wales

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„Wir sind nicht bloß ein Messageboard.“

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23.12.2005. Es ist gar nicht so leicht, Jimmy Wales ans Telefon zu bekommen. Während des Gesprächs sitzt die Gallionsfigur der Open Source-Bewegung in einem Büro in Florida – und manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass der Wikipedia-Chef nebenbei heimlich auf seinen Computermonitor schielt.

Mr. Wales, glauben Sie, dass es so etwas wie Wahrheit gibt?

Jimmy Wales: Ja, das tue ich. Ich glaube, dass eine Aussage wahr ist, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Und dass wir fähig sind, die Wahrheit herauszufinden, indem wir die Welt untersuchen. Das ist ein schwieriger Prozess, aber einer, über den wir sehr glücklich sein können, weil er das menschliche Leben auf diesem Planeten ermöglicht.

Der Wahrheitsgehalt von Wikipedia wird immer wieder diskutiert. Eine Studie in ‚Nature’ legte Ende 2005 nahe, Ihre Web-Enzyklopädie sei dicht am Niveau der Encyclopaedia Britannica, was die Genauigkeit betrifft. Was sagt es über Wissenschaft aus, wenn Amateure fast so gut sind wie bezahlte Profis?

Es sagt uns, dass es eine enorme Masse an Talent in der Welt gibt. In unserer Gesellschaft werden wir stets ermutigt, uns auf ein Gebiet zu spezialisieren. Ich halte es deshalb für einen Fehler, Wikipedianer nicht als Experten oder Profis zu betrachten – denn häufig sind sie das. Ebenso häufig jedoch schreiben sie in einem Bereich außerhalb ihres Fachwissens. Ein Mathematikprofessor bekommt gemeinhin keine große Chance, seiner Leidenschaft für Geschichte nachzugehen. Bei Wikipedia geht das. Es ist nicht so sehr ein Kontrast zwischen Profis und Nicht-Profis, sondern eher zwischen Amateuren, die in einer Vielzahl von Feldern arbeiten: universal gebildete Intellektuelle; Personen, die vieles über viele verschiedene Themen wissen, grundlegende Schreibkenntnisse besitzen und Fakten recherchieren können.

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