Jamie Oliver

Jamie Oliver

„Als Koch muss man sich immer und immer wieder in den Hintern treten.“

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  • Ben A. Pruchnie / Getty Images
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Zur Person

14.05.2004, London. Er ist die Blaupause des modernen Promi- und TV-Kochs, dabei agiert er stets höchst eigenwillig und individuell. Doch wer ist der Mann hinter den Rezepten und Ernährungstipps? Dieses Gespräch porträtiert die Person Jamie Oliver, was ihn beschäftigt, bewegt und ärgert. Und er verrät, warum Männer eigentlich gar nicht in der Lage sind, der Sinnlichkeit des Kochens gerecht zu werden. Am Ende steht eine Erkenntnis: Mutti ist die Beste – und das nicht nur am Herd.

Herr Oliver, schon vor Ihrer Ausbildung zum Koch halfen Sie regelmäßig im Pub Ihres Vaters aus. Dort gab es wahrscheinlich nur Fertigkost aus der Tiefkühltruhe, oder?

Jamie Oliver: Moment mal, da unterschätzen Sie meinen Vater! Er war einer der ersten Köche in England, der Feinschmecker-Essen in einem Pub angeboten hat. Mein Vater hatte zuvor in Frankreich gearbeitet. Als er den Pub kaufte, hatte er zwar eine Tradition von über 500 Jahren, aber lediglich ein paar lokale Biersorten im Programm. Ehrlich gesagt: Es war ein ziemliches Dreckloch. Mein Vater aber putzte es so richtig raus und machte etwas Feines aus dem Laden. Er nahm Lachs und Rindfleisch ins Programm und begann damit, die Lebensmittel ausschließlich aus der näheren Umgebung zu kaufen. Erst heute erkenne ich, wie clever mein Vater war. Wenn du in einen Pub gehst, erwartest du ein kühles Bier, aber nicht einen wunderbaren Kuchen, einen saftigen Braten oder fantastischen Fisch. Das war neu und ziemlich aufregend.

Wie sind Sie Ihrem Vater zur Hand gegangen?

Bereits als Sechsjähriger habe ich jeden Abend die Tische sauber gemacht, das Geschirr abgespült und alle Aschenbecher ausgeleert. Mit acht Jahren begann ich dann auch schon mitzukochen. Ich fing mit Pizza an, backte bald das Brot selbst, steigerte mich mit Omeletts. So etwas wie Freizeit kannte ich nicht. Bis ich sechzehn wurde, arbeitete ich an jedem Wochenende und die ganzen Ferien hindurch für meinen Vater. In der Schule hingegen stellte ich mich, ehrlich gesagt, recht dumm an. Aber dafür habe ich schon früh erkannt, dass ich sehr gut mit meinen Händen arbeiten kann. Letztlich wurde ich aber vor allem deshalb Koch, weil ich in der Schule ein Versager war. Das gebe ich offen zu.

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