
Isabel Allende
„Emotionaler Stress ist gut. Für mich sind Konflikte wichtig.“
Zur Person
Isabel Allende wurde am 02.08.1942 in Lima, Peru geboren. Die Schriftstellerin ist die Nichte des früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende, der 1973 bei dem blutigen Militärputsch Pinochets ums Leben kam. Ihr Vater, ein Diplomat, verließ die Familie 1945, Allendes Mutter kehrte mit ihren drei Kindern zur Familie nach Chile zurück. 1953 heiratete die Mutter wieder einen Diplomaten, Isabel Allende verbrachte ihre Jugend in lateinamerikanischen, europäischen und arabischen Hauptstädten. In Santiago de Chile heiratete Allende sie ihren ersten Ehemann, Michael Frías. Nach der Ermordung Salvador Allendes ging sie mit ihrer Familie in ein dreizehnjähriges Exil nach Venezuela. Seit ihrem Debüterfolg mit „Das Geisterhaus“ 1981 veröffentlicht Allende regelmäßig Bücher, in denen es um ihre Familie, starke Frauen, Heimat und den Glauben an Geister und Übersinnliches geht. Heute ist sie eine der bekanntesten Schriftstellerinnen der Welt und verkaufte über 51 Millionen Exemplare in 27 verschiedenen Sprachen. Eines ihrer bekanntesten Werke ist „Paula“ (1994), ein Briefroman an ihre Tochter, die 1992 an der Stoffwechselkrankheit Porphyrie starb. 1988 traf Isabel Allende, mittlerweile geschieden, den Anwalt Willie Gorden, den sie kurz darauf heiratete und mit dem sie heute im kalifornischen San Rafael lebt.
31.08.2009, San Rafael. Ihre Lebensgeschichte liest sich bereits wie ein Roman: Als Nichte des chilenischen Präsidenten Salvador Allende musste Isabel Allende nach seiner Ermordung 1973 das Land verlassen. Sie lebte im Exil, kämpfte gegen die Unterdrückung der Frauen in Lateinamerika, zog Hals über Kopf für die Liebe nach Amerika und litt unter den Schmerzen, ihre Tochter Paula sterben zu sehen. Allende spricht wie sie schreibt: bildhaft, ernst und mit viel Gefühl. Sie überlegt lange und beantwortet jede Frage ausführlich und mit Nachdruck. Der spanische Akzent ist in ihrem Englisch unüberhörbar, ihre lateinamerikanische Leidenschaft auch – vor allem, wenn es um ihren Mann oder ihre Familie geht. Alles an der 1,55 Meter kleinen Autorin strahlt Herzlichkeit und tiefe Wärme aus. Sie verteilt Kekse, Tee und Früchte und ist nie gelangweilt, nie genervt.
Frau Allende, haben Sie in den letzten 28 Jahren jemals einen 8. Januar verbummelt oder verschlafen?
Isabel Allende: Nein. Das wäre furchtbar. Aber es ist auch gar nicht möglich, weil ich ohnehin selten lange im Bett liege und an jedem 8. Januar noch viel früher aufstehe als sonst. In der Nacht davor schlafe ich kaum vor Aufregung und Unruhe. Auf der einen Seite graust es mir vor den leeren Seiten, die auf mich warten, auf der anderen freue ich mich auf das, was entstehen wird.
Warum beginnen Sie immer ausgerechnet an diesem Datum ein neues Buch?
Am 8. Januar 1981 begann ich die Briefe zu schreiben, die dann zum „Geisterhaus“ wurden. Mein erster Bestseller. Also dachte ich, dass es sicher Glück bringt, das zweite Buch am gleichen Tag anzufangen. Beim dritten konnte ich dann schon nicht mehr anders.