Helmut Pfleger
„Beim Schach ist der Mensch nach wie vor das Maß aller Dinge.“
Zur Person
Helmut Pfleger wurde am 06.08.1943 geboren. Mit sechs Jahren lernte er Schachspielen, mit 21 holte er bei der Schacholympiade in Tel Aviv die Bronzemedaille für die deutsche Mannschaft. Mitte der Sechziger war er der beste Amateurspieler der Welt, er schaffte es bis auf Platz 40 der Weltrangliste. Doch anstatt Profi zu werden, studierte er Medizin und Psychologie. Dem Schach blieb Pfleger dennoch stets verbunden: Er moderierte Schachsendungen im WDR, schreibt seit Jahren die Schachkolumne in der Zeit und ist bei Turnieren und Wettkämpfen als Kommentator tätig, zuletzt bei der Schach-WM 2008 in Bonn. Helmut Pfleger lebt in München, seine Praxis will er zum Zeitpunkt des Interviews noch im gleichen Jahr schließen.
01.11.2008. Bei der Schach-WM in Bonn ist Spielpause, und so hat auch der Kommentator und Partien-Analytiker Helmut Pfleger heute frei. Der 65-jährige Internist und Psychotherapeut gehörte in den Sechzigerjahren selbst zur Schach-Weltspitze und referiert leidenschaftlich und anekdotenreich über das Spiel der Könige.
Herr Pfleger, im Schach geht nichts mehr ohne den Computer. Gleichen sich die Menschen an? Versuchen sie, mehr und mehr wie Computer zu spielen?
Helmut Pfleger: Teilweise schon. Gerade bei den jungen Spielern kann man das beobachten. Zum Beispiel bei Magnus Carlsen, einem 17 Jahre alten Norweger, den viele Experten und Großmeister für den kommenden Weltmeister halten. Von ihm heißt es, er spiele wie ein Computer.
Wie erklären Sie sich das?
Nun, diese junge Generation ist von klein auf mit Schachcomputern aufgewachsen. Für die ist es selbstverständlich, Partien mithilfe des Computers zu analysieren, den Rechner als Werkzeug zu benutzen. Viele Spieler sagen, dass sie durch den Computer stärker würden, taktische Dinge schneller erfassen könnten. Andererseits hat Carlsens Spiel auch viel von der Effizienz und Pragmatik eines Bobby Fischer. Und Fischer hat nie einen Computer benutzt.