Gerlinde Kaltenbrunner
„Die Strapazen vergisst man, das Gefühl von Freiheit nicht.“
Zur Person
Gerlinde Kaltenbrunner wurde am 13.12.1970 in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich geboren. Klettern und Bergtouren waren schon früh ihre große Leidenschaft. Den ersten Achttausender sah sie mit 16 Jahren bei einem Diavortrag über den K2. Sieben Jahre später stand sie auf dem 8.027 Meter hohen Vorgipfel des Broad Peak – ihrem ersten Achttausender. Fortan sparte sie ihr Krankenschwesterngehalt für Expeditionen auf die höchsten Gipfel. Erst 2003, nachdem sie fünf Achttausender bestiegen hatte, fand sie Sponsoren und wurde Profibergsteigerin. Mittlerweile hat sie als erste Frau alle Achttausender ohne Sauerstoffgerät bestiegen. Heute lebt sie mit ihrem Mann Ralf Dujmovits, ebenfalls Profibergsteiger, in Bühl im Schwarzwald.
27.03.2008, Bühl im Schwarzwald. Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner erklimmt die höchsten Gipfel der Erde. Der Weg auf die berühmten 14 Achttausender ist voller Gefahren und zugleich von großer Schönheit. Von elf dieser Bergriesen genoss die Profibergsteigerin schon den Blick ins Tal.
Frau Kaltenbrunner, Ihre Expeditionen führen immer in die sogenannte Todeszone, also in Höhenlagen über 7.500 Meter, wo sich der Körper selbst im Schlaf nicht mehr erholt und ein Mensch nur wenige Tage überleben kann. Wie fühlt man sich so weit oben im Hochgebirge?
Gerlinde Kaltenbrunner: Man hechelt nach Luft. Auf 8.000 Meter Höhe ist nur noch ein Drittel des Sauerstoffs vorhanden. Deshalb ist die Atemfrequenz viel höher. Jede Bewegung wird zu einer großen Anstrengung. Von anderen Bergsteigern weiß ich, dass Kopfweh und Übelkeit ihre ständigen Begleiter sind. Ich selbst habe diese Beschwerden nicht, spüre aber, dass mein Appetit in großer Höhe zurückgeht. Ich muss mich regelrecht zum Essen zwingen. Außerdem werden Geschmacks- und Geruchssinn plötzlich extrem empfindlich. Gewisse Nahrungsmittel kann ich dann einfach nicht mehr riechen oder gar essen.