Florian Schroeder

Florian Schroeder

„Wir suchen die Diabolisierung.“

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  • Steffen Roth
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Zur Person

6. September 2023, Berlin. Florian Schroeder kommt mit dem Rad und in legerer Sommerkleidung zum vereinbarten Treffpunkt, dem Café St. Oberholz in Berlin-Mitte. Man vergisst bald, dass man es eigentlich mit einem der versiertesten Kabarettisten des Landes zu tun hat, denn das Gespräch kreist um Schroeders Buch „Unter Wahnsinnigen“, in dem der Autor völlig ironiefrei versucht, dem Bösen auf die Spur zu kommen. Er spricht und denkt schnell, freut sich über Einwände, die er als studierter Philosoph auf den Prüfstand stellen und widerlegen kann. Ohne einen Kaffee bestellt zu haben, geht es in medias res.

Florian Schroeder, wenn Sie einen Tag lang alles tun könnten, ohne die Konsequenzen Ihres Handelns tragen zu müssen – was würden Sie mit dieser Freiheit anfangen?

Ich würde für einen Tag Diktator werden und die absolute Macht spüren wollen. Den Menschen beweisen, wie verführbar sie sind. Wobei ich mit dieser Antwort natürlich auch mir selbst beweise, wie verführbar ich bin, indem ich spontan auf diese Idee komme.

Gibt es einen zerstörerischen Trieb ins uns allen, der nur durch Umstände und gesellschaftliche Verabredungen zurückgehalten wird?

Ich denke schon, dass in jedem Menschen der Abgrund, das Dunkle, das Böse vorhanden ist. Das gehört zur menschlichen Natur, völlig wertfrei. Freud verwendet die sarkastische Formulierung: „Die Kindlein, sie hören es nicht gerne, wenn die angeborene Neigung des Menschen zum Bösen erwähnt wird.“ Und mit den Kindlein meint er uns alle als infantile Gesellschaft. Häufig ist Gut oder Böse nur die Frage einer minimalen Abbiegung.

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