Ewald Lienen

Ewald Lienen

„Rebellieren ist eine Bürgerpflicht.“

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24. April 2019, Hamburg. Ewald Lienen ist etwas spät dran, dafür aber sofort auf Betriebstemperatur. Die Tür der Geschäftsstelle des FC St. Pauli, wo er als Technischer Direktor tätig ist, klemmt, ihm schwillt der Kamm. Ein Fluch, ein Lachen, halb so wild. Drinnen herrscht geschäftiges Treiben, herzliche Begrüßungen. „Hier unten war die Kneipe, da musste man bei Spielen durch, um auf den Platz zu kommen.“ Er grinst. „Durch die Kneipe, das muss man sich mal vorstellen. Da wurde man schon dreimal von den Leuten beschimpft.“ Anzuecken, damit kennt sich Ewald Lienen aus. Der gebürtige Ostwestfale ist seit jeher Gerechtigkeitsfanatiker und Individualist. Im Gespräch erzählt er, wie es sich mit dieser Haltung als Profifußballer lebte und warum politisches Bewusstsein in einer Demokratie selbstverständlich sein sollte.

Herr Lienen, für was steht in Ihren Augen ein Rebell?

Rebell – der Begriff ist bei manchen Leuten negativ belegt. Nicht ohne Grund, ich habe da auch eher Leute vor Augen, die mit einem Jeep und Maschinengewehren unterwegs sind.

Dennoch heißt Ihr Buch „Ich war schon immer ein Rebell“.

Ja, denn rebellieren ist eigentlich eine Bürgerpflicht. Gegen Missstände zu rebellieren, die offensichtlich sind – das ist etwas, was mich mein ganzes Leben begleitet hat. Ich kann und will Ungerechtigkeiten nicht ertragen und nicht akzeptieren. Daher melde ich mich immer zu Wort, wenn ich eine Ungerechtigkeit erkenne, ob im politischen, im beruflichen oder im privaten Bereich. Wenn ich früher zum Beispiel Leute gesehen habe, die ihre Kinder geschlagen haben, dann bin ich dazwischengegangen und habe gefragt: „Was machen Sie denn da?“ Ein absolut korrektes Verhalten anderen Menschen gegenüber war mir schon immer sehr wichtig.

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