Düzen Tekkal

Düzen Tekkal

„Wir dürfen das emotionale Ziel nie aus den Augen verlieren.”

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  • Lena Giovanazzi
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Zur Person

18. Juli 2023, Berlin. Die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal erscheint auf die Minute pünktlich am verabredeten Treffpunkt, einem Café in Prenzlauer Berg. Gleich zur Begrüßung erklärt sie, dass sie leider nicht so viel Zeit mitbringt, wie eigentlich vereinbart war – es gibt einen aktuellen Fall, der ihren Einsatz verlangt. Tekkal beruhigt jedoch: Sie sei es gewohnt, in Gesprächen schnell auf den Punkt zu kommen. Und diese Aussage bestätigt sich sogleich. Ohne einem das Gefühl zu geben, dass sie nur Vorgestanztes abspult, formuliert Düzen Tekkal präzise und engagiert. Man merkt ihr an, dass sie eine geübte Geschichtenerzählerin ist.

Düzen Tekkal, wie verschafft man einem Thema die größtmögliche Aufmerksamkeit?

Durch Authentizität, Eigentreue, durch Überzeugungsarbeit. Aber vor allem, indem man eine gute Geschichte erzählt. Darauf läuft es am Ende hinaus. Gerade wenn ich über Menschenrechtsverletzungen berichte, muss es um die Geschichte gehen. Auch große Weltthemen lassen sich immer auf die Schicksale einzelner Menschen herunterbrechen.

Sie sind mit zehn Geschwistern aufgewachsen. Haben Sie auch dadurch gelernt, dass sich nur gute Geschichten durchsetzen – oder ist das Küchenpsychologie?

Nein, das Aufwachsen mit so vielen Geschwistern hatte durchaus Einfluss. Wir mussten zu den besten Geschichtenerzählerinnen werden. Unsere Mutter hat uns sehr streng erzogen, forderte viel, bei uns zu Hause herrschte eine Kultur des Funktionieren-Müssens. Wir waren elf Kinder, es musste immer alles schnell gehen, unkompliziert sein, für Selbstbezogenheit oder Nebenschauplätze blieb wenig Zeit. Ich bin mit dem folgenden Satz aufgewachsen: Fasse dich kurz. Die sogenannte „elevator speech“ wird einem in einer Großfamilie in die Wiege gelegt. Du musst um Aufmerksamkeit buhlen. Die Frage war immer: Nehmt ihr mich wahr mit meinen Themen und meiner Identität?

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