
Constanze Kurz
„Man sollte sich auch im Internet eine Form von Ethik geben.“
Zur Person
Constanze Kurz, geboren am 2.3.1974 in Ostberlin, ist promovierte Informatikerin. Lange war sie wissenschaftliche Mitarbeitern im Institut für Informatik an der HU Berlin, wo sie vor allem zu den Auswirkungen von Technologie forschte. Aus Frust über die schlechte Finanzierung universitärer Forschung und die zunehmende Drittmittel-Kultur beendete sie ihre akademische Karriere. Seit Februar 2015 ist sie Redakteurin beim Blog Netzpolitik.org. Sie ist eine von fünf Sprechern des Chaos Computer Clubs, sowie Autorin und Herausgeberin zahlreicher Werke, die sich mit Überwachungstechnologie, Ethik, Datenschutz und Datensicherheit auseinandersetzen.
18.11.2015, Berlin. Constanze Kurz ist das prominenteste Gesicht der Hackerorganisation „Chaos Computer Club“ und vor allem in Netz- und Technologiefragen eine kompetente Stimme, wenn es für den Normalverbraucher unübersichtlich wird. In einer Tapas-Bar im Bezirk Prenzlauer Berg reden wir über die Sonnen- und Schattenseiten von Internet und Automatisierung – kein neues Thema, zugegeben, aber dafür aktueller denn je. Fast alles, was wir online tun, wird gespeichert und bei Bedarf verwertet, der „Islamische Staat“ verbreitet im Netz Propaganda-Videos und Terror-Logistik, und die fortschreitende Automatisierung von Jobs könnte viele von uns zukünftig arbeitslos machen. Muss man da nicht verzweifeln? Constanze Kurz hat viele Fragen und einige Antworten. Ihren Optimismus will sie trotz aller Probleme nicht aufgeben.
Frau Kurz, zurzeit spürt man eine große Desillusionierung bezüglich der Realität im Internet. Was überwiegt bei Ihnen, wenn Sie Vorteile und Schattenseiten gegenüberstellen?
Constanze Kurz: Wie viele Hacker sehe ich natürlich die Probleme, aber auch nach wie vor das Emanzipationspotenzial der Technik. Mein struktureller Optimismus ist mir wohl nicht auszutreiben.
Was würden Sie auf der positiven Seite verbuchen?
Auf jeden Fall gibt es eine Demokratisierung der Kommunikation, die positiv zu bewerten ist. Jeder hat ein Mobiltelefon in der Hosentasche und damit die Möglichkeit, permanent in Kontakt zu bleiben und überall Informationen abzurufen. Ich halte das für einen riesengroßen Vorteil, den jeder in seinem Alltag erlebt.