
Christoph Biemann
„Ein Mittel gegen Populismus? Lesen!“
Zur Person
Christoph Biemann (geboren am 6.8.1952 im mecklenburgischen Ludwigslust) studierte nach dem Abitur an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. Als Praktikant kam er zum WDR-Kinderfernsehen, wo er seit 1975 als Regisseur und Autor u.a. für „Die Sendung mit der Maus“ tätig ist. 1989 gründete er seine eigene TV-Produktionsfirma Delta TV, die Sachgeschichten für die „Maus“ produziert. In vielen dieser Beiträge taucht er als Figur des tollpatschigen Christoph auf, der im grünen Pulli vor einem Problem steht und dieses mithilfe von Experten löst. Biemann ist Autor verschiedener Sachbücher für Kinder, 1995 erhielt er zusammen mit seinem „Maus“-Kollegen Armin Maiwald das Bundesverdienstkreuz, 2019 folgte der Verdienstorden des Landes NRW. Christoph Biemann lebt in Köln, ist verheiratet und hat drei Kinder und fünf Enkelkinder.
09. September 2019, Köln. Christoph Biemanns Büro in der Südstadt ist eher eine Werkstatt, es gibt zwei Schreibtische und eine Sitzecke, dazu eine Menge Bücher und allerhand Ausrüstung für Filmaufnahmen. Hier herrscht kreatives Chaos! An diesem Ort entstehen die Ideen zu vielen der Sachgeschichten, die seit fast 50 Jahren die jungen und älteren Zuschauer der „Sendung mit der Maus“ begeistern. Der charakteristisch grüne Pulli bleibt an diesem Tag im Schrank, Christoph Biemann spricht heute auch als Buchautor, der Eltern verrät, wie sie ihr Kind fürs Lesen begeistern.
Herr Biemann, Sie sagen, die beste Werbung für ein Buch sei ein Buch. Welches hat Sie zuletzt überzeugt?
„Schwere Knochen“ von David Schalko. Der Autor hat einen sehr dichten Schreibstil, da gibt es einzelne Sätze, die mehr Inhalt besitzen als manches Buch. Hinzu kommt eine außergewöhnliche Story: Dass der Protagonist zur Zeit des Nazi-Regimes die Zeit im Konzentrationslager nutzt, um sich zu einem guten Gangster auszubilden – das ist schon sehr schräg.
In Ihrem Buch „Buchstabenzauber“ – einem Ratgeber für Eltern, deren Kinder zu wenig lesen – schreiben Sie, Lesen könne zu einer seelischen Entlastung führen. Wie meinen Sie das?
Dafür steht im Griechischen der Begriff der Katharsis: Wir lesen, weil wir in einer Geschichte unsere eigenen Sorgen wiederfinden. Eine gute Dramaturgie ist dann so aufgebaut, dass sie ein Problem schafft und einen Konflikt aufbaut, der schließlich gelöst wird.