Christoph Bangert
„Wir dürfen den Horror nicht rauseditieren.“
Zur Person
Christoph Bangert wurde 1978 in Daun in der Eifel geboren. Er studierte Fotodesign an der Fachhochschule Dortmund sowie Fotojournalismus am International Center of Photography in New York. Seit seinem Abschluss arbeitet er als freier Fotograf. Regelmäßig ist Bangert in Kriegs- und Katastrophengebieten im Einsatz. Verschiedene Projekte führten ihn unter anderem nach Palästina, Darfur, Afghanistan, Indonesien, Pakistan, Libanon, Nigeria, Simbabwe und in den Irak. Dort verbrachte er in den Jahren 2005 und 2006 neun Monate und dokumentierte den Krieg für die New York Times. Seine Foto-Reportagen erscheinen u.a. auch in der Neuen Zürcher Zeitung sowie im Stern. Aktuell ist von Christoph Bangert das Foto-Buch „War Porn“ erschienen, in dem er sich selbstkritisch mit seiner Arbeit in Krisengebieten auseinandersetzt. Er fordert, öfter auch die grausamen Bilder schrecklicher Ereignisse zu zeigen und identifiziert die Selbstzensur der Gesellschaft als Gefahr. Christoph Bangert lebt mit seiner Frau Chiho, einer japanischen Fotografin und Grafikdesignerin, sowie zwei Töchtern in Uster in der Schweiz.
21.06.2014, Hannover. Wir treffen den Fotojournalisten Christoph Bangert beim Festival für jungen Fotojournalismus. Bangert lacht verschmitzt, als ich ihn auf die Gefahren anspreche, denen er bei seiner Arbeit in Kriegsgebieten ausgesetzt ist. „Ich lache immer“, sagt er: Ein Schutzmechanismus, um mit der Absurdität des Krieges umzugehen. „War Porn“ heißt sein aktuelles Foto-Buch, er zeigt darin ungeschönt den Schrecken und Horror aus Kriegs- und Katastrophengebieten. „Wir müssen den Mut finden, uns diese Bilder anzusehen“, sagt der Fotograf.
Herr Bangert, träumen Sie vom Krieg?
Christoph Bangert: Nein, nie. Das ist ein großes Glück, denn es ist nicht selbstverständlich. Ich glaube, es kommt daher, dass ich nach schwierigen Reisen immer wieder Pausen gemacht habe. Man darf diesen Job nicht zu viel machen. Es besteht die Gefahr, in der normalen Welt nicht mehr klar zu kommen. Die große Anstrengung ist nicht, Fotos vom Krieg zu machen, sondern nach Hause zu kommen und mit diesen komischen Alltagssorgen der Leute zu Hause konfrontiert zu werden. Manchmal will man einfach nur schreien, weil die Probleme so banal wirken.
Wenn man die Einleitung Ihres Buches liest, hat man auch den Eindruck, dass sich eine gewisse Wut bei Ihnen aufgestaut hat. Wie lange sind Sie schon wütend?
Ich glaube, das ist angeboren bei mir. Die Wut macht überhaupt erst einen großen Teil meiner Motivation aus, in Kriegs- und Krisengebieten zu arbeiten.