Carola Rackete
„Bewegung ist kein Ort für Stillstand.“
Zur Person
Carola Rackete, geboren 1988, ist im niedersächsischen Hambühren aufgewachsen. Ihre Mutter war Buchhalterin bei der Christlichen Straffälligenhilfe, der Vater ist Ingenieur und Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr. Rackete hat Nautik in Elsfleth und Naturschutzmanagement im englischen Ormskirk studiert. Nach dem Studium war sie als nautische Offizierin auf dem Forschungsschiff Polarstern tätig. 2016 nahm sie erstmals an einer Mission für den Verein Sea-Watch teil, 2019 sprang sie kurzfristig als Kapitänin der Sea-Watch 3 ein. Nach der Seenotrettung von 53 Bootsmigranten vor der libyschen Küste setzte sie sich über das Verbot der italienischen Behörden hinweg, den Hafen von Lampedusa anzusteuern, und wurde daraufhin vorübergehend festgenommen. Rackete ist in verschiedenen Naturschutzprojekten engagiert. 2023 wurde sie auf Vorschlag des Parteivorstands der Linken für Platz 2 der Kandidatenliste der Partei für die Europawahl 2024 nominiert.
5. Februar 2024, Hamburg / Berlin. Das Presse-Team von Carola Rackete hat eine Bitte bezüglich der Motivauswahl für die Fotos: keine Schiffe, Wasser oder irgendwas mit Seefahrt. Sicher, Rackete kennen viele noch als Kapitänin der Sea-Watch 3, die 2019 mit Geflüchteten aus Libyen trotz Verbotes den Hafen von Lampedusa ansteuerte und daraufhin festgenommen wurde. Aber das ist eine Episode in ihrem Leben, auf die sie nicht gern festgelegt wird. Eigentlich ist Rackete nämlich Naturschutzökologin. Und jetzt auch parteilose Kandidatin für Die Linke bei der kommenden Europawahl. Rackete hat eine klare politische Agenda, das merkt man ihr im Gespräch an. Aber hier und da lässt sie auch den Privatmenschen hinter der politischen Kämpferin durchscheinen. I
Carola Rackete, sind Sie jemand, der gut Kompromisse eingehen kann?
Natürlich kann ich das, doch bei manchen Themen sind Kompromisse weder möglich noch hilfreich. Es kann zum Beispiel keine Kompromisse mit Rechtsextremen geben, da darf die Brandmauer nicht bröckeln. Wir können auch angesichts der eskalierenden Klimakrise keine faulen Kompromisse eingehen, denn Physik und Biologie lassen sich nicht von Politik beeinflussen. Bei der Frage, in welchen Kinofilm es gehen soll, fällt mir die Kompromissbereitschaft wesentlich leichter.
Ergibt sich Politik nicht dadurch, dass sich verschiedene Parteien auf einen gemeinsamen Nenner verständigen und dabei eben auch Kompromisse eingehen?
Parteien haben unterschiedliche Aufgaben. Die Aufgabe der Linken im Bundestag ist es beispielsweise, die aktuelle Regierung zu kritisieren. Dazu gehört, klarzustellen, dass der Mindestlohn zu niedrig ist, dass die Grünen ihr Klimaprogramm nicht umsetzen oder dass die SPD sich nicht genug für Beschäftigte engagiert. Eine Regierung, die ihre Versprechen bricht und alles schönredet, nur damit ihre Koalition nicht auseinanderfliegt, erreicht höchstens noch faule Kompromisse.