Bennett Akuffo

Bennett Akuffo

„Diese Schrotthalde ist ein globales Geschäft.“

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Zur Person

5. Juli 2018, Berlin/Accra. Die Skype-Verbindung ist launisch an diesem Tag, aber über das Telefon kommt doch noch ein Gespräch zustande. Der Umweltwissenschaftler und Aktivist Bennett Akuffo wandert währenddessen über die größte Elektroschrotthalde der Welt: Agbogbloshie, ein schwer verseuchtes Areal in Ghanas Hauptstadt Accra. Hier kämpft er mit der Organisation Green Advocacy Ghana um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Im Hintergrund hört man den Wind und das Geräusch lodernder Feuer. Ab und zu kräht ein Hahn.

Herr Akuffo, warum trägt Agbogbloshie den Spitznamen „Sodom“?

Wegen des großen Slums, der viele der Arbeiter von Agbogbloshie beherbergt. Dieser existiert schon seit Jahrzehnten. Migranten oder Heimatlose, die ihre Städte oder Dörfer verlassen mussten, haben hier Zuflucht gefunden, in den 80er-Jahren vor allem Menschen, die vor Stammeskriegen geflohen sind. Sie alle zogen in diesen Teil von Accra. Natürlich gibt es in so einem Slum Prostitution und Kriminalität aller Art. Daher kommt der Spitzname „Sodom und Gomorra“. Wie in der Bibel. Von vielen wird die Gegend aber auch „Old Fadama“ genannt, was einfach „der alte Ort“ bedeutet.

Es gibt über diesen Ort viele Reportagen. Existieren auch falsche Bilder?

Das meiste, was über Agbogbloshie berichtet wird, stimmt. Vor allem stimmt, dass es sich um einen stark verseuchten Ort handelt. Wir haben mit unserer Organisation „Green Advocacy Ghana“ Gesundheitsuntersuchungen vorgenommen und bei Menschen Schwermetalle im Blut nachweisen können. Wir messen regelmäßig die Luftverschmutzung, sie ist unvermindert hoch. Aber Agbogbloshie ist eben auch ein Ort, an dem ganz eigene Systeme des Recyclings existieren: für alte Autos, Kühlschränke, Kabel – alles, was Metall enthält. Das Problem ist nur, dass nicht nachhaltig recycelt wird. Kabel zum Beispiel werden verbrannt, um die Plastikummantelung abzuschmelzen und an das Kupfer zu gelangen. Direkt neben der Elektroschrotthalde gibt es einen Zwiebelmarkt. Was an Dioxinen und anderen Schadstoffen in den Boden gelangt, verseucht auch das Gemüse, das dort verkauft wird.

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