
Anna Loos
„Meine Flucht war das Schlimmste, was ich meinen Eltern angetan habe.“
Zur Person
Anna Loos (geboren am 18.11.1970 in Brandenburg an der Havel) bezahlte schon als Schülerin vom eigenen Taschengeld Operngesangsunterricht und spielte in einer Schulband. Weil sie in der DDR kein Abitur machen durfte, floh sie 1988 mit 17 zusammen mit einer Freundin über Ungarn in den Westen, wo sie zu ihrer Tante nach Wedel zog. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung an der Hamburger Stage School of Music, über Comedy-Musical und Theater-Produktionen kam sie zum Film. Bekannt wurde sie u.a. für ihre Darstellungen im Fernsehfilm „Die Lehrerin“ (wofür sie den Bayerischen Fernsehpreis erhielt), in der Serie „Weissensee“ sowie in der ZDF-Krimireihe „Helen Dorn“. Seit 2006 war sie zudem Sängerin der Band Silly, die sie Ende 2018 aber verließ, um sich vorerst auf ihre Soloprojekte zu konzentrieren .
21. Januar 2019, Berlin. Anna Loos kommt mit langen blonden Haaren und Fröhlichkeit am späten Vormittag ins Domizil ihrer Berliner Agentur. Die Schauspielerin und Sängerin der Band Silly erinnert sich an ihre Flucht mit 17, raus aus der DDR, über Ungarn in den Westen, ihre Eltern wussten nichts von dem Unterfangen. Haltung zeigt sie beim Thema Gleichberechtigung: Dass Frauen beim Film und in vielen anderen Berufen noch immer schlechter bezahlt werden als Männer, müsse sich dringend ändern.
Frau Loos, in diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal, es wird Filme und Feierstunden geben. Wie wichtig ist Ihnen das Jubiläum?
Für mich persönlich ist es ein bedeutendes Ereignis, ich bin ein Jahr vor dem Mauerfall von Ost nach West geflohen. Der Fall der Mauer und damit das Ende der 40-jährigen Trennung eines Landes ist für mich eine Party wert. Ein guter Grund, sich der Errungenschaften bewusst zu werden.
Zum Beispiel?
Zu erkennen, dass vieles nicht selbstverständlich ist, was heute als solches empfunden wird.