Literatur

Viktor Martinowitsch

MOVA

Voland & Quist · 10. Oktober

In einer nahen Zukunft hat der chinesisch-russische Unionsstaat ganz Weißrussland geschluckt und die Erinnerungen an das alte Belarus aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt. Obwohl die Todesstrafe droht, schmuggelt ein Dealer eine Droge namens „Mova“ aus dem verarmten Westeuropa nach Minsk. Kleine Papierbriefchen mit rätselhaften Texten in einer untergegangenen Sprache. Wer sie liest, erlebt den ultimativen Trip. Erst als die Drogenbehörde, militante Nationalisten und chinesische Triaden den Mann jagen, dämmert ihm, womit er da eigentlich handelt: „Mova“ ist das weißrussische Wort für Sprache. Martinowitschs Vorgängerroman „Paranoia“ wurde aufgrund seiner Kritik am Überwachungsstaat in seiner Heimat tatsächlich verboten. Mit „Mova“ ist dem weißrussischen Autor nun eine geniale Parabel im intelligenten Anarcho-SciFi-Gewand geglückt, wie man sie in Deutschland nur Dietmar Dath zutrauen würde. Wären Bücher eine Droge, gehörte dieses verboten. Zu hohes Suchtpotenzial. Und nichts weniger als Weltliteratur.

Hendrik Heisterberg