Literatur

Senthuran Varatharajah

Vor der Zunahme der Zeichen

S.Fischer · 10. März

Zufällig stößt Philosophie-Doktorand Senthil Vasuthevan online auf die Kunstgeschichte- Studentin Valmira Surroi. Ein Gespräch entspinnt sich, und man fragt sich vom ersten Moment an, warum die beiden eigentlich aneinander hängen bleiben. Senthuran Varatharajah bietet in seinem als Chat-Dialog verfassten Text kopflastige Antworten an, die er vor allem in einer auf beiden Seiten von Flucht und Fremde geprägten Jugend verankert, verpasst es aber, seine Figuren mit Wärme und Sympathie füreinander zu beseelen und sie so auch emotional aufeinander zuzuführen. Stattdessen baut er auf Manierismen, findet andererseits aber nie zu einer dem Medium angemessenen Sprache. In schwerfälligen, ungelenken Sätzen erzählen beide von ihrer Vergangenheit und bleiben doch seltsam ungehört. Ironischerweise bietet Vasuthevan bereits früh im Buch ein übernahmereifes Fazit: „Sie könnten auch aneinander vorbeisprechen, obwohl, das, was sie sagen, an den anderen gerichtet war. [...] Sie könnten gleichzeitig sprechen.“

Friedrich Reip