Literatur

Jean-Paul Prüm

Schorsch

Schwarzkopf & Schwarzkopf · 1. März

Schelmenromane mit männlichen Protagonisten – im internen Jargon der Verlagsbranche auch subtil „Dick Lit“ genannt – funktionieren nur dann, wenn sie Klischees vermeiden oder auf den Kopf stellen. Leben sie davon, dass der Ich-Erzähler ein Arschloch ist, muss er ein faszinierendes Arschloch sein, ein überlegener und origineller Geist. Nichts von alldem trifft auf diesen Roman zu, die Geschichte des „schlechtgelauntesten“ (stimmt) und „komischsten“ (stimmt nicht) Busfahrers aller Zeiten. Unablässig legt sein Schöpfer Jean-Paul Prüm ihm Lästereien bezüglich seiner Fahrgäste in den Mund, die ermüdend vorhersehbar sind und meistens in die Kategorie „Feuern auf leichte Ziele“ fallen. Schüler haben „hormongeschwängerten Schweißgeruch“. Gutmütige, aber zeitplanneurotische Jugendbetreuer tragen Ziegenbart und hören Nickelback. Und dass es immer nur „Hobbypsychotanten“, aber nie Hobbypsychoonkel“ gibt, ist ein klassisches Beispiel für ekelhaft jovialen, schmierigen und boshaften Alltagssexismus.

Sebastian Alt