Musik

Heather Nova

The Way It Feels

Embassy Of Music/Warner

„The Way It Feels“. Wie es sich anfühlt. Davon erzählt Heather Novas neues Album und erinnert einen mit jedem Ton an die so klassische wie wahre Erkenntnis, die Sting einst so formulierte: „On and on the rain will say how fragile we are.“ Es kommt häufiger vor, dass Künstlerinnen diese Wahrheit in Songs fassen, als dass Männer es tun. Und wenn sie es machen, endet es häufig in einer Form von Pathos, die den eigenen Schmerz zur selbstherrlichen Pose aufbläst. Ein Album wie dieses hier legt den Finger so behutsam wie intensiv in seelische Wunden und macht in aller dramatischen Stille direkt zu Beginn klar, wohin die Reise geht: „Treehouse“ ist als Eröffnungsstück auch gleich die wehklagendste Elegie der gesamten Platte. Im Grunde treibt es das Sehnen und Dehnen mit seiner flehenden Kernzeile „Don’t take this from me“ schon etwas zu weit. Danach findet die Platte neun bestens ausgearbeitete und stimmungsvolle Songs lang die Mitte zwischen schmerzvoller Verletzlichkeit, halbtranszendentaler Ätherik und naturbelassener Klangwurzeln in Folk, Kammerspielrock und einem Hauch Americana. Zum Finale hin schlägt Heather Nova hingegen andere Haken. „Women’s Hands“ ist zwar „nur“ 5:39 Minuten kurz, fühlt sich aber mit seinen Sprechgesangparts und seinem hypnotischen Kreisen gegen Ende bedeutend länger an. Und erinnert in seiner psychedelischen Verspieltheit daran, wie die Beatles ihre Alben ausklingen ließen, nachdem sie im Ashram waren. Den Abschluss bildet schließlich eine Verbeugung vor „Moon River“, die dem Katalog der Interpretationen und Variationen dieses Klassikers, an dem schon Katie Melua, Morrissey, R.E.M. oder Frank Sinatra improvisierten, eine schöne Facette hinzufügt. Ohne Heather Novas einzigartige Stimme allerdings wäre das gleiche Material nicht halb so fesselnd.

Oliver Uschmann