DVD & Blu-ray

DVD Vorstellungen der Woche

The Break – Jeder kann töten – Season 1

Polyband, 28.07.2017

Break Es beginnt mit einem Traum von Gewalt. Yoann Peeters, Kripo-Inspektor und eben erst in die belgischen Ardennen heimgekehrt, spricht von Faust, Blut und zerplatztem Kopf. „Und was dann?“, fragt seine Psychologin. „Nichts.“ Keine zwei Minuten sind vergangen, da hat „The Break“ ihren Ton zwischen Lakonik und Grenzbruch schon gefunden. Die Serie stellt sich damit in eine Reihe mit artverwandten Euro-Krimis von „Komissarin Lund“ über Broadchurch“ bis „Trapped“. Wobei deren kaltblauer Fatalismus, auf Entfremdung und Entrückung setzende Bildsprache und melancholisch vertropfte Score-Begleitung hier zwar souverän aufgegriffen, jedoch nicht im Wesentlichen transzendiert werden. Immerhin: Das Opfer ist ein farbiger Kicker aus Togo, „The Break“ also jenseits des Thriller-Plots bald auch eine Geschichte übers Fremdfühlen und Fremdsein. Vor ein paar Jahren hätte die Serie wohl einen ähnlich starken Eindruck hinterlassen wie ihre Vorgänger. Heute wirkt sie doch sehr wie ein Remix bekannter Motive und Figuren.

Friedrich Reip


Certain Women

Sony , 03.08.2017

Certain Women Drei Geschichten von höchst unterschiedlichen Frauen, so behutsam wie immer von Regisseurin Kelly Reichardt erzählt. Dass diese Art nicht jedermanns Geschmack ist, erkennt man an den Kritiken auf diversen Online-Portalen. Man solle sich stattdessen „lieber PC-Bildschirmschoner anschauen“. Da fragt man sich, ob all diese Menschen aufregendere Leben haben als die drei Protagonistinnen: Anwältin Laura (Laura Dern), der eine fatale Fehleinschätzung bei einem ihrer Klienten unterläuft. Gina (Michelle Williams), die trotz einer Affäre ihres Mannes weiter den Traum eines eigenen Hauses mit ihm verfolgt, während ihre Tochter in der unerträglichsten Pubertät steckt. Und Beth (Kristen Stewart), die eine Bekanntschaft mit einer anderen Frau macht. Bei Reichhardt dominieren nicht die großen, eruptiven Dramen – sondern vielmehr die Anhäufung kleiner Unachtsamkeiten im Alltag, die langsamen Risse in der Beziehung, an dessen Ende sich alle Beteiligten fragen, wie sie sich so festfahren und entfremden konnten.

Jonas Grabosch


A United Kingdom

Eurovideo, 17.08.2017

United Kingdom Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Seretse (David Oyelowo) und Ruth (Rosamund Pike) 1947 in London aufeinandertreffen. Seretse ist Thronfolger im britischen Protektorat Bechuanaland, heute Botswana, der für seine Ausbildung nach England geschickte wurde, Ruth ist Sekretärin. Ein anderer Stand, eine andere Hautfarbe. „Ich muss nicht darüber nachdenken“, sagt sie, als er um ihre Hand anhält. Das feste Vertrauen in diese Bindung wird zur Grundlage des überzeugenden Films über zwei Menschen, die sich nicht über ihre Hautfarbe definieren wollen, doch deren Ehe zu Oppositionen an mehreren Fronten führt.
Ruths bigotter Vater, Seretses Onkel und nicht zuletzt die britische Regierung, die ein Zerwürfnis mit Südafrika befürchtet, stellen die beiden vor übermenschliche Herausforderungen. Die farbige, britische Regisseurin Amma Asante („Dido“) erzählt eine warme und einladende Liebesgeschichte, die auf historischen Begebenheiten beruht und die leider noch etwas zu wenig an Brisanz verloren hat.

Lars Backhaus