Kino

30.06. | Kinostarts der Woche

30.06. | Kinostarts der Woche

  1. Der beste Film aller Zeiten
  2. Wie im echten Leben

Sorgen um Humor

In seinem neuen Film verkörpert Antonio Banderas eine überzeichnete Version seiner selbst: einen weltberühmten Schauspieler, nur mit deutlich größerem Ego.

Antonio Banderas, Hand aufs Herz: Wie viel hat die in „Der beste Film aller Zeiten“ gezeigte Filmbranche mit der Realität zu tun?
Um Realismus ging es in diesem Fall wirklich nicht. Mindestens 95 Prozent meines Arbeitsalltags haben nichts mit dem gemein, was wir in dieser Komödie zeigen. Natürlich begegnet man immer wieder selbstverliebten oder abgedrehten Kollegen. Aber eigentlich wissen wir alle, dass man beim Film oder Theater ein funktionierendes, harmonisches Team braucht. Die Zeit der Diven, die meinten, sie könnten nur arbeiten, wenn ihre Garderobe komplett rot gestaltet war, ist vorbei.

Fällt es Ihnen leicht, sich über sich selbst und Ihren Berufsstand lustig zu machen?
Ich liebe es! Überhaupt zähle ich Lachen und Humor zu den wichtigsten Dingen im Leben. Es gibt schließlich kaum etwas menschlicheres. Sex haben andere Lebewesen auch. Aber lachen tun eigentlich nur wir. Weswegen ich mir dieser Tage ein wenig Sorgen über den Umgang mit Humor mache. Früher war zumindest bei uns in Spanien die Devise, dass man über alles lachen darf. Heutzutage gibt es immer mehr Berührungsängste, und alle werden immer vorsichtiger, was Witze angeht. Das finde ich bedauerlich.

Mit Penélope Cruz spielen Sie hier zum ersten Mal gemeinsame Hauptrollen, obwohl Sie sich schon ewig kennen…
Ja, seit Penélope 19 Jahre alt ist, um genau zu sein. Wir waren Nachbarn in New York, nachdem sie in die USA kam. Später in Los Angeles haben wir uns auch viel gesehen und auch immer wieder nach einem gemeinsamen Projekt Ausschau gehalten. Aber außer einer kleinen Szene bei Pedro Almodóvar hat sich nie etwas ergeben. Umso schöner war die Kollaboration jetzt.

In „Der beste Film aller Zeiten“ geht es auch um die Preise, mit denen Schauspieler ausgezeichnet werden. Was bedeuten Ihnen solche Ehrungen?
Die Behauptung, dass sie mir egal sind, wäre gelogen. Wir sind schließlich alle ein wenig eitel, und natürlich war es ein tolles Gefühl, für „Leid und Herrlichkeit“ in Cannes ausgezeichnet zu werden. Aber zu viel Bedeutung sollte man der Sache auch nicht beimessen. Wenn ich an die Oscars denke, wo ich dann ja auch nominiert war, kann ich bis heute nicht ganz begreifen, welch umfangreiche Kampagne man dafür betreiben muss. Ich bin ständig aus Spanien in die USA geflogen, um für mich selbst die Werbetrommel zu rühren. Und dabei habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum es eigentlich nicht reicht, wenn alle einfach bloß den Film gucken.

Interview: Patrick Heidmann

Der beste Film aller Zeiten
30. Juni, 1 Std. 54 Min.
Ein reicher Investor möchte etwas für die Ewigkeit hinterlassen – und beschließt, sein Geld in ein prestigeträchtiges Filmprojekt zu stecken. Die gefeierte und eigenwillige Regisseurin Lola (Penélope Cruz) soll’s richten, vor der Kamera stehen mit Hollywood-Star Félix (Antonio Banderas) und Theatergenie Iván (Oscar Martínez) zwei berühmte, höchst unterschiedliche Schauspieler. Da fliegen schnell die Fetzen, und nicht nur, wenn man sich mit der Filmbranche auskennt, gibt es wunderbar viel zu lachen. Insgesamt funktionieren einzelne Einfälle aber besser als der Film als Ganzes.


Wie im echten Leben
30. Juni, 1 Std. 46 Min.
Das mit den wahren Geschichten ist eine zweischneidige Sache: Einerseits garantieren sie ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit, andererseits stecken dahinter echte Menschen, die oft nicht ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden wollen. Über all das macht sich die erfolgreiche Autorin Marianne herzlich wenig Gedanken, als sie bei einer Putzkolonne anheuert. Schließlich will sie das Leid prekär bezahlter Arbeitskräfte aufzeigen, oder, wie sie es ausdrückt, „die Unsichtbaren sichtbar machen“. Autor und Regisseur Emmanuel Carrère siedelt das wahre-Geschichten-Konstrukt in seinem Film „Wie im echten Leben“ noch eine Ebene höher an, denn er erzählt die wahre Geschichte der Journalistin Florence Aubenas, die für ihr Buch über echte Schicksale von Putzfrauen recherchiert. Mit Juliette Binoche in der Hauptrolle, ungeschminkt. Sie reiht sich damit schon allein optisch perfekt in die Reihe der sich selbst spielenden Laiendarstellerinnen ein, was diesem zu tiefst emotionalen Drama viel Realismus verleiht.

Edda Bauer