Literatur

28.07. | Buch der Woche

Lena Gorelik • Wer wir sind

Rowohlt Berlin

Opa Lenin, Lenas Opa. Im Russischen muss man für diese Sinnverschiebung lediglich die beiden Worte verdrehen. Lena glaubt deswegen, dass Lenin ihr Großvater ist. Auch noch, als sie mit 11 Jahren zusammen mit den Eltern, dem Bruder und der Großmutter aus Sankt Petersburg nach Deutschland emigriert. Lena Gorelik ist bekannt, prämiert und beliebt für ihre autobiografischen Romane. Sie hat darin schon ihre gefühlschaotische Studienzeit in München, ihre Hochzeit in Jerusalem, die Erziehung ihrer Kinder und generell ihre tiefe Verbundenheit mit dem ehemaligen Leningrad verarbeitet. Jedes Mal bestätigt sie dabei ein Vorurteil: deutsche Autorinnen jüdisch-russischer Herkunft verfügen über einen sehr trockenen, sehr pragmatischen und höchst selbstironischen Humor. Eben der ist ein verlässliches Floß in dem ihr angestammten Gedankenstrom, auf dem sie dieses Mal in eher dunkleres Gewässer treibt: Tod und Sterben, Zurücklassen und Behalten, um zu definieren „Wer wir sind“, und was das mit dem „Ich“ macht.

Lena Gorelik
Wer wir sind

Rowohlt Berlin, 320 Seiten

Edda Bauer