Musik

27.10. | Album der Woche

OMD • Bauhaus Staircase

White Noise · 27. Oktober

27.10. | Album der Woche - OMD • Bauhaus Staircase

Foto: ED Miles


Die Macht der Kunst

Ihr 14. Album »Bauhaus Staircase« widmet die britische Synthie-Band OMD dem Gemälde von Oskar Schlemmer. Sänger Andy McCluskey verrät, warum.

Mr. McCluskey, das neue Album Ihrer Band läuft erst ein paar Sekunden, da weiß man schon: Das sind OMD. Wie kam es damals zu diesem einzigartigen Sound?
Wir hatten das Glück, dass wir ihn vor über 40 Jahren zufällig erschaffen haben. Und dass die Leute ihn seitdem mögen. Wir könnten ihn auch gar nicht ändern: Das ist der Sound, das sind unsere Farben, mit denen wir malen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns nicht selbst nachahmen. Jede Platte soll also wie OMD klingen – aber dennoch frisch sein.

Von 1980 bis 1986 erschien pro Jahr mindestens ein Album.
Mittlerweile brauchen wir mehrere Jahre. Das liegt daran, dass es schwer ist, diesen Spagat aus Frische und Bewährtem hinzubekommen. Es ist harte Arbeit. Wobei es nicht so ist, dass wir in den Jahren zwischen den Alben Dutzende Lieder aufnehmen würden und diese dann verwerfen. Das, was wir veröffentlichen, ist alles, was wir haben. Wir verfügen über eine gute Qualitätskontrolle.

OMD hat auch immer die moderne Gesellschaft analysiert: Auf dem Album »Dazzle Ships« (1983) ging es um den Kalten Krieg, »Junk Culture« (1985) behandelte die Verbindung zwischen Pop und Kapitalismus. Wie sehen Sie den Zustand der Moderne heute? In letzter Zeit war ich wütender, als ich es früher war. Ein Song wie »Kleptocracy« behandelt diese Wut, es ist ein offensichtlich politisches Stück. Ich glaube weiter an die Demokratie, aber wir erkennen, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Politiker waren schon immer zwielichtig, aber früher machten sie ihre Geschäfte in dunklen Räumen, das Geld floss unterm Tisch. Heute liegt das Geld offen darauf. Wir sehen, wie sie gekauft werden. Wobei ich nicht verkennen will, dass das Leben für die meisten Menschen heute besser ist, als es jemals der Fall war.

Das Album »Bauhaus Staircase« ist benannt nach einem Bild von Oskar Schlemmer aus dem Jahr 1932. Was fasziniert Sie am Kunstkonzept des Bauhaus?
Bauhaus ist für mich eine Metapher für die Macht der Kunst, unseren Kopf zu nähren, unser Herz und unsere Seele. Kunst hat auch die Aufgabe, das, was in der Welt vor sich geht, zu spiegeln und damit zu kontrollieren. Es ist kein Zufall, dass die Nazis 1933 das Bauhaus geschlossen haben: Totalitäre Regime mögen keine Kunst. Weil sie keine Kontrolle über sie ausüben können und Angst davor haben, dass Künstler etwas sagen könnten, was sie nicht hören wollen. Und diese Angst haben sie vollkommen zurecht.


OMD

OMD
Bauhaus Staircase

White Noise, ab 27. Oktober

Es gibt im Werk vom OMD drei Phasen: Die erste Synthie-Pop- Phase geht bis 1988, danach verließ Paul Humphreys die Band und Andy McCluskey spielte drei bunte Hit-Platten mit Britpop-Elementen ein. Seit 2010 ist Humphreys wieder dabei, was OMD zurück zu ihren Synthie-Wurzeln führt. »Bauhaus Staircase« bietet kühlen Elektro– pop, schwebende Balladen wie »Veruschka« und »Healing« so- wie mit »Anthroposcene« einen Radiohit im Stil von Erasure und den Pet Shop Boys.

André Bosse