Literatur
27.09. | Buch der Woche
Walter Isaacson • Elon Musk
C. Bertelsmann · 12. September
Walter Isaacson
Elon Musk – Eine Biografie
C. Bertelsmann
Hardcover, 832 Seiten, 38,00 €
Wie nähert man sich einer so umstrittenen Person wie Elon Musk biografisch an? Star-Biograf Walter Isaacson, der in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Bücher über Apple-Gründer Steve Jobs und Albert Einstein veröffentlicht hat, hat den Versuch mit "Elon Musk" unternommen. Zwei Jahre hat er den Tech-Milliardär begleitet, zu Geschäftsterminen und privaten Treffen, sprach mit Freunden und solchen, die es mit Sicherheit nicht sind. In dieser Zeit sammelte er Zitate und Eindrücke. Das Ergebnis ist ein rund 832 Seiten umfassendes Heldenepos, mit dem Isaacson das Bild von Musk als getriebenem Visionär zeichnet, der sich über alle Regeln hinwegsetzt und der unsere Welt ins Zeitalter der Elektromobilität, der privaten Weltraumfahrt und der künstlichen Intelligenz geführt hat. Dabei versucht Isaacson, die Antworten auf seine Fragen in der Kindheit des Milliardärs zu finden, denn Elon Musks Anfänge fielen weitaus bescheidener aus. Als Kind auf den Spielplätzen Südafrikas regelmäßig von jugendlichen Schlägern verprügelt, musste er sich auch zu Hause gegen seinen gewalttätigen Vater behaupten und sich schon früh auf sich selbst verlassen. Auch Musks Großvater, dessen Weltbild sich aus konservativ-populistischen Ansichten zusammengesetzt hat, findet in der Biografie Erwähnung - allerdings nur in zwei Absätzen und ohne danach zu fragen, welchen Einfluss dessen politische Karriere in der Social Credit Party möglicherweise auf seinen Enkel gehabt haben könnte. Die Fragen, die der Biograf sich und den Beteiligten stellt, sind gut, vermissen lässt er hingegen hin und wieder die Einbettung in größere Kontexte. Dass Elon Musk das genaue Gegenteil eines umgänglichen Zeitgenossen ist, daraus macht Isaacson allerdings keinen Hehl und attestiert ihm die Reife eines trotzigen Kindes. Nicht zuletzt deshalb steht am Ende dieses aufschlussreichen Insider-Berichts die Frage: Sind die Musks Dämonen am Ende das, was es braucht, um Innovation und Fortschritt voranzutreiben?
Lars Backhaus