Musik

Foto: Shervin Lainez

Mundwinkel nach oben

Der in Südkalifornien lebende Singer-Songwriter Jason Mraz entdeckt den Disco-Pop. Sein neues Album ist ein unbeschwertes Freudenfest.

Jason Mraz, wie schwer fällt es Ihnen, bei Ihrem neuen Song »I Feel Like Dancing« nicht an Daft Punks Hit »Get Lucky« zu denken?

Das ist nahezu unmöglich. In der Tat dienten mir sowohl Daft Punk als auch der große Nile Rodgers, der ja ebenfalls bei »Get Lucky« mitgemischt hat, als Inspiration für die neue Platte und ganz besonders für dieses Stück. Außerdem noch Abba und die Bee Gees. Ich denke, um ein wirklich tolles Album zu machen, muss man sich zuvor viele tolle Alben anhören.

Und wie viel Beatles-Einfluss steckt im Albumtitel »Mystical Magical Rhythmical Radical Ride«?

Als vergangenes Jahr der große Beatles-Dokumentarfilm »Get Back« rauskam, habe ich ihn sofort verschlungen. Das hat ganz bestimmt auch auf das Album abgefärbt, den Titel hatte ich jedoch tatsächlich schon vorher im Kopf, er stammt aus meinem Song »Disco Sun« und soll vermitteln, dass das Leben eine Feier ist – auch in den nicht so schönen Momenten.

Man kennt Sie schon länger als gut gelaunten Sonnenschein. Doch so stimmungsaufhellend wie bei diesen Songs hat man Sie noch nie gehört.

Das stimmt, ich habe es dieses Mal bewusst auf die Spitze getrieben. Die Songs verfolgen auch den Zweck, mich selbst wieder in die Spur zu bringen und möglichst viel Freude und Hoffnung zu verbreiten. Ich sehe es als meine Mission an, gute Gefühle und eine optimistische Grundstimmung zu erzeugen. Meine Musik soll die Mundwinkel beim Hören nach oben ziehen.

Wie viel davon ist Zweckoptimismus?

Ich meine das vollkommen ernst. Logisch, es gibt derzeit ungeheuer viele Gründe, sich Sorgen zu machen. Ich lebe in San Diego und baue als Nebenerwerb Avocados an. Heute regnet es zum Glück, aber insgesamt setzt die Trockenheit der Ernte ziemlich zu. Doch die Zeiten, in denen wir uns mal keine Sorgen machen, dürfen nicht zu kurz kommen. Ich kann nur dafür plädieren, so viel wie möglich zu tanzen und das Leben insgesamt als das zu nehmen, was es ist: ein Geschenk.

Wer das »I Feel Like Dancing«-Video gesehen hat, staunt über Ihr Talent als Tänzer.

Ich liebe es, mit dem Kopf zu wackeln, meine Beine zu schütteln und meinen Po auch. Die Botschaft des Songs ist: Wir alle sind Tänzer. Wir müssen nur tanzen.

Jason Mraz
Mystical Magical Rhythmical Radical Ride
BMG, 23. Juni

Jason Mraz, der am 23. Juni, dem Tag der Albumveröffentlichung, 46 Jahre alt wird, ist ein echter Glückskerl. Gleich mit seinem ersten Album »Waiting For My Rocket To Come« (2002) und der Single »The Remedy (I Won’t Worry)« landete der Sänger und Songschreiber einen Volltreffer – der äußerst hochzeitstauglichen Hit »I’m Yours« von 2008 ist zum Klassiker geworden. Auf seinem neuen Album zeigt sich der sonst eher dem Folk zuzurechnende Mraz von seiner bislang poppigsten Seite.