Literatur

21.07. | Hörbuch der Woche

Till Raether • Treue Seelen

der Hörverlag

Berlin in den 80ern war nicht nur Bowie, sondern auch Beamtenwohnungen in Zehlendorf. In eine solche ziehen Achim und Barbara aus der rheinländischen Provinz, nachdem Achim eine Stelle bei der Bundesanstalt für Materialwirtschaft angeboten bekommt und Barbara hofft, ihre Unikarriere an der Freien Universität endlich ans Laufen zu bekommen. Nicht nur Tschernobyl weckt die beiden aus dem Traum der Großstadt, sondern vor allem der Niedergang ihrer antriebslosen Beziehung. Achim sucht Trost bei der forschen Nachbarin Marion, die vor dem Mauerbau aus Ostberlin floh und jetzt mit einem Polizisten verheiratet ist, der am liebsten „Wetten, dass?“ schaut. Till Raethers Roman beginnt bemüht, die 80er Jahre heraufzubeschwören. Es wird Passat gefahren, Kirsch-Banane getrunken und es riecht nach Haargel und Nutellabroten. Dann aber weicht das Feuerwerk der Nostalgie einer gefühlvollen Darstellung der Niedergeschlagenheit des Jahrzehnts. Vorleser Florian Lukas, bekannt aus „Weißensee“, berlinert sich wacker, aber manchmal etwas zu monoton durch den Text.

Till Raether
Treue Seelen

gelesen von Florian Lukas
der Hörverlag, 9 Std. 23 Min.

Miguel Peromingo