Kino

20.06. | Kinostart der Woche

Tolkien

TolkienTOLKIEN

20th Century Fox • 20. Juni

Als Kinderstar wurde Nicholas Hoult mit » About a Boy oder: Der Tag der toten Ente « bekannt, heute ist er mit fast 30 Jahren so beschäftigt wie nie. Kürzlich glänzte er in Perücke und Make-up in » The Favourite «, jetzt ist er dank » X-Men: Dark Phoenix « und als Schriftsteller-Legende » Tolkien « gleich zweimal in den deutschen Kinos zu sehen. Wir trafen den Briten in New York zum Interview.

Mr. Hoult, eine Comicfigur wie in » X-Men: Dark Phoenix « zu spielen, ist sicher etwas ganz anderes als eine reale Person zu verkörpern, so wie Sie es in Ihrem zweiten neuen Film » Tolkien « tun, oder?

Für mich ist der Unterschied gar nicht so groß. Natürlich musste ich für » Tolkien « ein wenig recherchieren, aber ansonsten ist die Vorbereitung und Arbeit an einer Rolle für mich kaum anders. Auch Hank in den » X-Men «-Filmen oder meine Figur damals in » Mad Max: Fury Road « haben eine Persönlichkeit und eine Biografie, in die ich mich hineinversetzen muss. Die Erwartungen sind oft ähnlich. Bei einer Comic-Verfilmung gibt es nämlich die Fans, die damit aufgewachsen sind und ganz konkrete Vorstellungen haben, wie etwas auszusehen hat. Und wenn es um eine wahre Geschichte geht, haben Zuschauer meist schon aus anderen Geschichten und Filmen eine Idee, wie es » wirklich « war.

Wie haben Sie sich denn einem legendären Schriftsteller wie J. R. R. Tolkien genähert?

Ich habe so viel über ihn gelesen wie ich konnte. Gar nicht, weil ich für diesen Film unbedingt alles über ihn wissen musste, sondern weil ich immer auf der Suche bin nach kleinen Details, die mir dabei helfen, eine Person wirklich menschlich zu verstehen. Von Tolkien gibt es natürlich auch Videos, allerdings ist er da schon sehr alt und ich spiele im Film den jungen Mann. Diese Archivaufnahmen halfen also nur bedingt bei einer Annäherung. Viel wichtiger war es für mich, Kopien seiner Zeichnungen aufzutreiben und nachzumalen. Während der Dreharbeiten zu » X-Men: Dark Phoenix « zum Beispiel saß ich abends im Hotel und versuchte, so zu zeichnen, wie Tolkien es getan hat.

Anfang des Jahres waren Sie in » The Favourite « zu sehen. Noch mal ein ganz anderer Film und eine vollkommen andere Rolle als die beiden, über die wir gerade gesprochen haben...

Das können Sie laut sagen. Genau deswegen liebe ich ja meinen Job so: ständig tauche ich in die unterschiedlichsten Welten ab und lerne verschiedene Zeitalter und andere Menschen kennen. Kein Tag gleicht dem anderen. Ganz ehrlich kann ich mir kaum einen abwechslungsreicheren Beruf vorstellen.

Wo Sie gerade so von Ihrem Job schwärmen: Sind Sie am glücklichsten, wenn Sie arbeiten? Oder genießen Sie Ihre Freizeit noch mehr?

Sagen wir es mal so: ich werde besser darin, mit der Zeit umzugehen, in der ich nicht arbeite. (lacht) Was natürlich auch viel damit zu tun hat, dass ich letztes Jahr Vater geworden bin. Spätestens jetzt ist mir klar, wie kostbar Zeit und damit eben nicht zuletzt freie Zeit ist. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass ich sehr viel Spaß an der Arbeit habe, besonders, wenn ich mich an Neuem ausprobieren kann. Und allgemein bin ich nicht gut im Herumsitzen und Nichtstun. Nach einem sehr anstrengenden Dreh hocke ich gerne mal ein Wochenende auf dem Sofa oder verabschiede mich für eine Woche in den Urlaub. Aber das reicht meistens aus.

Wird die Arbeit nicht auch langweilig, wenn man eine Rolle – so wie im Fall der » XMen «-Filme – zum vierten Mal spielt?

Nein, denn die Figur hat sich über die Jahre immer weiterentwickelt. Als ich sie 2011 das erste Mal spielte, war Hank noch ein Schüler und alles war neu für ihn. Inzwischen unterrichtet er selbst und ist einer der Teamleiter der X-Men geworden. Unser Regisseur Simon Kinberg, der früher als Drehbuchautor an den » X-Men «-Filmen beteiligt war, bringt die Geschichte nämlich zurück zu ihrem emotionalen Kern, sodass » Dark Phoenix « fast als Familiendrama funktioiert.

Im Dezember werden Sie 30 Jahre alt. Ist das eine große Sache für Sie?

Oh ja, irgendwie schon. Der Geburtstag ist zwar noch recht weit weg, aber so langsam realisiere ich es bereits jetzt. 30 ist schon ein richtiges Alter. Nicht dass ich Schiss hätte oder so. Aber auf jeden Fall ist das ein Anlass, über die Zeit nachzudenken, die vergangen ist und vor allem über die, die noch kommt, denn das ist ja schon so eine Art neuer Lebensabschnitt. Allerdings freue ich mich auch sehr darauf, schon allein, weil viele von mir bewunderte Kollegen in ihren Dreißigern beruflich die Zeit ihres Lebens hatten. Es wird also spannend. Interview: Patrick Heidmann