Musik

20.03. | Album der Woche

Pat Metheny • From this Place

Nonesuch

Galaktisch melodiös

Der Jazzgitarrist Pat Metheny veröffentlicht sein erstes Album mit neuen Songs seit sechs Jahren und setzt sich mit dem wahren Wert von Musik auseinander.

Dem alltäglichen Zynismus etwas entgegensetzen. Kunst erschaffen, die vom Privileg erzählt, auf der Welt zu sein. Pat Metheny hat sich vor den Aufnahmen seines neuen Albums große Ziele gesetzt. Ein Musiker ist für den Gitarristen jemand, der mit einer Währung handelt, die realen Wert hat: „Die Wirklichkeiten in der Musik sind universelle Wahrheiten. Es sind die gleichen Wirklichkeiten, die man auf der anderen Seite der Milchstraße finden würde.“

Ob der helle Gitarrensound von Pat Metheny auf der anderen Seite der Galaxis Anklang findet, ist nicht bekannt. Sicher ist: Metheny ist auf diesem Planeten ein Unikum. Der Mann aus der Kleinstadt Lee's Summit, Missouri ist einer der bekanntesten Jazzmusiker unseres Sonnensystems, veröffentlicht seit 1976 unter eigenem Namen Platten und gewann damit 20 Grammy Awards in zwölf verschiedenen Kategorien.

Das nächste Kapitel: „From This Place“. Das erste neue Metheny-Album seit sechs Jahren, weit über 70 Minuten lang, selbst produziert. „Die ganze Motivation hinter der Platte beruht darauf, dass ich eine der besten Bands meiner Karriere zusammengestellt habe“, sagt der 65-jährige US-Amerikaner. „Aus 45 geplanten Konzerten wurden 400. Aus geplanten sechs Monaten Unterwegssein wurden zweieinhalb Jahre.“ Metheny spricht von Assen wie Drummer Antonio Sanchez, die ihn begleiten. Der Gitarrist entwickelte das Konzept, seiner durchs ständige Touren perfekt eingespielten Band zehn brandneue Songs vorzulegen und ohne langes Proben aufzunehmen. Doch es fehlte noch eine zusätzliche Klangfarbe. Metheny bat also renommierte Komponisten um klassische Arrangements, die anschließend vom Hollywood Studio Symphony Orchestra eingespielt wurden. Das Resultat: ein cineastisches Album mit einer enormen Laut- und Leise-Dynamik und Gästen wie Sängerin Meshell Ndegeocello. Die dramatischen Streicher-Arrangements werden von den kraftvollen Drums von Antonio Sanchez geerdet.

Metheny spricht von der bleibenden Kraft seiner Musik: „Als meine erste Platte herauskam, verkaufte sie innerhalb eines Jahres gerade mal 600 Exemplare. Und im letzten Jahr erzählte mir jemand, dass das Album in eine Sammlung der wichtigsten Platten des 20. Jahrhunderts aufgenommen worden ist. In den 30 Jahren nach der Veröffentlichung des Albums hätte damit niemand gerechnet.“ Ob „From This Place“ ein solcher Klassiker wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist: das Album ist bewegend und hochmelodisch. Wie zu Pat Methenys besten Zeiten.

Foto: ©Jimmy Katz


Pat Metheny Side-Eye - Termine
17.05.2020 MÜNCHEN, Philharmonie
19.05.2020 STUTTGART, Liederhalle, Beethoven-Saal
20.05.2020 DORTMUND, Konzerthaus
23.05.2020 DÜSSELDORF, Tonhalle
24.05.2020 HAMBURG, Laeiszhalle
29.05.2020 FRANKFURT, Alte Oper
30.05.2020 BREMEN, Glocke
31.05.2020 BERLIN, Philharmonie

Jan Paersch