Musik

17.03. | Album der Woche

Ailbhe Reddy • Endless Affair

MNRK Records

17.03. | Album der Woche - Ailbhe Reddy • Endless Affair

Foto: Niamh Barry


Von Party zu Party

Mitten in der Pandemie erschien ihr Debütalbum, auf »Endless Affair« zieht es Ailbhe Reddy jetzt in die Menschenmengen. Und das in Sound und Inhalt.

Ms. Reddy, beim Blick auf das Albumcover steckt man mitten in der Szenerie der ersten Single »Shit Show« – einer gut gefüllten Party. Woher kommt dieses Thema?

Während der Pandemie war ich immer richtig neidisch auf die Leute in Filmen und Serien, die Partys feiern konnten. Ich bin eine sehr soziale Person, deswegen war dieses Eingesperrt- sein mein größter Albtraum.

In »Last To Leave« geht es ja um eine ähnliche Situation – sind die beiden Songs verwandt?

Auf jeden Fall. »Shit Show« ist der Morgen nach der Party, »Last To Leave« passt hingegen zum Beginn des Abends. Eigentlich dreht sich das ganze Album viel um Partys.

Passend dazu versetzen einen die vielen Up-Beat-Tracks auch beim Hören in Party-Stimmung.

Ich glaube, das hängt von der eigenen Laune ab. Einige Leute, die »Last To Leave« live hören, werden nachdenklich, andere finden den Track witzig. Für mich ist vor allem der Refrain sarkastisch gemeint, andere macht er sehr betroffen.

Im Song »Good Time« formulieren Sie Empowerment für die eigenen Gefühle, auch wenn sie nicht alle positiv sind. Ein Slogan für das ganze Album?

Auf jeden Fall, »Endless Affair« spannt diesen Bogen von Partys über Herzschmerz bis zur Familie. Es geht darum, wie man gleichzeitig eine schlechte Partnerin und Tochter, aber auch eine gute Enkelin und eine sehr nette, liebevolle Person sein kann.

Mit »Pray For Me« fängt dann dieser andere Teil des Albums an und es geht plötzlich um Tod und Abschied.

Das ist einer dieser Songs, den man in 40 Minuten schreibt, einfach pur und ungekünstelt. Eigentlich ist er überhaupt nicht mit dem Kernthema verbunden, sondern mit der Dualität, bei einer Party total der Hit zu sein, aber dafür in zwischenmenschlichen Beziehungen zu versagen.

Wie hat sich Ihre Arbeitsweise seit Ihrem Debüt verändert?

Wir hatten für das erste Album nur ein sehr kleines Budget und ich habe darauf einfach meine liebsten Songs der letzten fünf Jahre versammelt. Dieses Mal konnte ich als Co- Produzentin viel konzeptueller arbeiten, ich hatte den Titelsong »Endless Affair« schon seit Jahren im Hinterkopf. Für mich sind »Shit Show«, »Last To Leave« und »Motherhood« nun die Eckpfeiler der Platte – wo warst du, wo bist du und wo willst du hin?


Ailbhe Reddy - Endless Affairs

Ailbhe Reddy
Endless Affairs

MNRK Records, 17.03.

Wer das Booklet von »Endless Affair« vor dem Hören der zugehörigen Stücke durchliest, wird sich vermutlich auf ein wahlweise aggressives oder melancholisches Album einstimmen. Aber weit gefehlt: Ailbhe Reddy spielt ihren Indie-Rock auf dieser zweiten Platte noch eingängiger, lauter – und immer mit einem riesigen Augenzwinkern. Intim wird es dabei aber gerade in der zweiten Hälfte dennoch und mit genau dieser Spannweite aus Hit, Charme und Gefühl knackt sie jedes Indie-Herz wie eine Walnuss.

Julia Köhler