Musik

16.11. | Album der Woche

Heinz Rudolf Kunze • Wie der Name schon sagt – Solo live

Meadow Lake Music

Heinz Rudolf Kunze
Wie der Name schon sagt – Solo live

Meadow Lake Music, 13. November

„Die Idee findet mich“

Für Heinz Rudolf Kunze sollte 2020 das konzertreichste Jahr seiner Karriere werden. Dann kam Corona. Entmutigt klingt Kunze dennoch nicht, im Gegenteil.

Herr Kunze, wie geht es Ihnen während dieses „Lockdown light“?
Ganz gut. Der Ausgang der US-Wahlen hat ein wenig Sonnenschein in unser Leben gebracht. Meine Frau hatte eine Untersuchung, die nichts Schlimmes ergeben hat. Die Woche lässt sich also ziemlich gut an.

Das ist aber nur die eine Seite, oder?
Ich weiß natürlich, worauf Sie hinauswollen. Klar, die Lage insgesamt ist blöd. Ich kann in diesem November, meinem Geburtsmonat, der normalerweise einer der vollsten ist, nicht auftreten. Das hat mir im Frühjahr schon gefehlt. Ich hätte das Live-Jahr schlechthin haben sollen, mit den meisten Auftritten überhaupt. Das ist zu 90 Prozent ins Wasser gefallen.

Einige Termine fanden dennoch statt.
Ja, zum Beispiel in einer Kirche mit wahnsinnig aufwändigem Hygienekonzept und ganz viel Abstand. Draußen standen die Leute beim Bier und umarmten sich ohne Mundschutz, da wird es irgendwann absurd. Die Shows mit kompletter Band sind aufs nächste Frühjahr geschoben. Mal schauen, ob wir dann zum Zuge kommen.

Wie schwierig ist das für Sie?
Ehrlich gesagt, ist das nicht nur scheiße, wenn ich auf mein Konto gucke. Mir fehlt der Umgang mit dem Publikum. Ich hatte mich ganz wunderbar daran gewöhnt, jede Woche zu spielen. Der rote Faden, der Draht zum Publikum, er ist nie gerissen. Das Lampenfieber hatte keine Chance mehr bei mir, weil ich so gut im Training war.

Sind Sie ein Lampenfieber-Kandidat?
Nach 40 Jahren nicht mehr so arg, aber in früheren Zeiten, wenn ich mal ein halbes Jahr nicht aufgetreten bin, waren die Abstände einfach zu groß. Seit fünf Jahren traue ich mich auch alleine auf die Bühne, damit bin ich erst jetzt eigentlich das, was die Amerikaner einen ‚working Musician‘ nennen. Als Solist bin ich etwas weniger aufgeregt, weil ich alles unter Kontrolle habe.

Wie haben Sie die freie Zeit genutzt?
Ich lese und schreibe einfach noch mehr als ohnehin schon.

Wie entstehen Ihre Texte?
Die Ideen kommen und finden mich, wie ein Medium. Hinterher ist man immer etwas geschafft. Ich habe in diesem Jahr allein 500 Songtexte geschrieben. Daraus könnte ich eine 52-CD-Box machen, pro Corona-Woche ein Album.

Klingt nach einem tollen Projekt.
Finden Sie mir mal eine Plattenfirma, die das mitmacht. (lacht)

Wie ist es um Ihren Optimismus bestellt?
Wir alle ersehnen das Ende dieser Situation. Nun gibt es womöglich bald einen Impfstoff, aber da muss man sich ganz in Ruhe anschauen, wie sich das konkret auswirkt.

FAZIT: In einem kulturreduzierten Jahr wie diesem kommt dem Konzert für Zuhause eine besondere Bedeutung zu. »Wie der Name schon sagt – Solo live« verteilt erstklassiges Entertainment auf zwei CDs. Famoses Spoken-Word-Material wie das unterhaltsam selbstentblößende »Mein Profil« im rhythmischen Wechsel mit kleinen und großen Hits, von Kunze mal mit Gitarre, mal mit Klavier oder Mundharmonika vorgetragen.

Foto: Another Dimension/Martin Huch

Ingo Scheel