Kino

16.08. | Kinostart der Woche

Don't Worry - Weglaufen geht nicht

NFP • 16. August

Dont worry Er war zuletzt Jesus („Maria Magdalena“) und Auftragskiller („A Beautiful Day“),nun spielt Joaquin Phoenix einen Cartoonisten im Rollstuhl.

Mr. Phoenix, mit Regisseur Gus van Sant haben Sie erstmals vor 23 Jahren bei „To Die For“ zusammengearbeitet. Wer hat sich in dieser Zeit mehr verändert, er oder Sie?

Puh, vermutlich ich. Denn ich war damals ja noch ziemlich jung. Gus gab mir meine erste echte Erwachsenenrolle, und nicht zuletzt deswegen wird er für mich immer ein ganz besonderer Regisseur sein. Deswegen habe ich mich auch so gefreut, jetzt zu sehen, dass er sich eben kaum verändert hat. Er ist immer noch der unprätentiöse und sensible Filmemacher und Mensch wie damals. Es gibt kaum einen besseren Zuhörer als ihn, und je mehr Zeit man mit Gus verbringt, desto mehr wünscht man sich, die Welt auf die gleiche Weise wahrnehmen zu können wie er es tut.

Sie verbringen in „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ viel Zeit im Rollstuhl. Haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich hatte mir schon vor den Dreharbeiten auf eigene Faust einen geliehen, um zu üben. Das stellte sich allerdings als eher witzlos heraus, denn der, den wir für den Film benutzten war mehr als doppelt so schnell. Ich bin gleich am ersten Drehtag gegen eine Mauer gerast und habe das Ding geschrottet. So oder so muss ich sagen, dass es wirklich nicht bequem ist, den ganzen Tag im Rollstuhl zu sitzen. Ich war abends immer verkrampft und hatte richtige Schmerzen.

So häufig, wie Sie aktuell auf der Leinwand zu sehen sind, hat man fast den Eindruck, Sie hätten gerade mehr Freude an der Arbeit als sonst.

Eigentlich habe ich den Spaß an der Schauspielerei nie verloren. Der Rhythmus war in den letzten Jahren einfach nur ein bisschen anders. Zwei Jahre habe ich gar nicht gearbeitet – und dann landeten nacheinander vier Projekte auf meinem Tisch, die ich einfach nicht ablehnen konnte. Hätte ich die Kontrolle über solche Abläufe, würde ich einen Film pro Jahr drehen. Aber so läuft das in diesem Job natürlich nicht.

Warum wäre ein Film im Jahr ideal?

Zum einen habe ich keine Lust darauf, meine Nase ständig auf der Leinwand zu sehen, da bin ich ja sicher nicht der Einzige. Zum anderen ist es mir auch einfach wichtig, genug Zeit für ein normales Leben zu haben. Wenn man sich ständig von einem Film in den nächsten stürzt, kann das ganz schön ungesund sein. Habe ich oft genug bei Kollegen beobachtet.

FAZIT: Die Art und Weise, wie Gus van Sant die Lebensgeschichte seines Protagonisten erzählerisch strukturiert, erscheint bisweilen ein wenig unentschlossen. Doch als Filmheld ist dieser John Callahan – ein Alkoholiker, nach einem Unfall gelähmt und schließlich mit bösen Zeichnungen erfolgreich – ein facettenreicher Typ. Und für Phoenix natürlich eine ausgemachte Paraderolle.

Interview: Patrick Heidmann