Musik

15.09. | Album der Woche

Per Gessle • Small Town Talk

BMG • 07. September

GessleRoxette-Mastermind Per Gessle hat mit „Small Town Talk“ ein sehr persönliches Soloalbum aufgenommen, auf Duettpartner möchte er jedoch nicht verzichten.

Mr. Gessle, fällt es Ihnen immer noch leicht, Pop-Hits zu schreiben?

Mit meiner ersten schwedischen Band Gyllenne Tider feiern wir nächstes Jahr unseren 40. Geburtstag. Diese Lieder, die ich zwischen 18 und 20 geschrieben habe, wurden riesige Hits, heute könnte ich sie aber nicht mehr schreiben. Ich bin älter und in gewisser Weise anspruchsvoller geworden. Naja, mein Produzent Christoff er Lundquist und Clarence Öfwerman, der Produzent von Roxette, würden mich jetzt wohl auslachen. Die denken, dass ich sehr einfach funktioniere, wenn es um Musik geht. Wahrscheinlich haben sie recht.

Ist das Ihr Erfolgsgeheimnis?

Das Geheimnis meines Erfolges ist wohl eher, dass ich die richtigen Leute für die Zusammenarbeit ausgewählt habe. Inklusive Marie, meiner ehemaligen Gesangspartnerin bei Roxette.

Auf „Small Town Talk“ gibt es wieder viele Duette, überwiegend mit Frauenstimmen.

Das hat mit meiner eigenen Stimme zu tun. Die klingt in einer bestimmten Tonart am besten und harmoniert so wunderbar mit einer Frauenstimme. Außerdem ändern Duette die Perspektive eines Textes. Wenn ich mit Marie oder Helena Josefsson singe, denkt man sofort, dass wir über den jeweils anderen singen. Im Duett mit Nick Lowe glaubt man dagegen, dass wir über die gleiche Person singen, vermutlich eine Frau.

Das Album ist eine Adaption Ihrer eigenen schwedischsprachigen Vorlage.

Ich habe im Februar 2016 mit der Arbeit begonnen und im März musste Marie mir mitteilen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mit Roxette weitermachen könne. Das war wirklich traurig für uns alle, aber leider auch nicht überraschend. Sie sagte, dass ich Roxette trotzdem weiterführen solle, aber das wollte ich nicht. Ich nahm mir vor, dass mein nächstes Album auf Schwedisch und musikalisch möglichst weit weg von Roxette sein sollte. Es war eine harte Zeit, denn ich habe innerhalb von drei Jahren meine Mutter, meinen Bruder und meine Schwester an den Krebs verloren. Diese Arbeit war also eine sehr persönliche.

Wie unterscheiden sich beide Albumversionen?

Nach der Hälfte der Sessions in Nashville war mir klar, dass ich auch eine englische Version machen wollte. Die ist zwar auch ruhig, ein bisschen traurig und melancholisch, klingt aber insgesamt aufmunternder als das schwedische Pendant.

FAZIT: Mit Gästen wie Dan Dugmore, Stuart Duncan und Mickey Raphael in Nashville aufgenommen, wird das folkig- sehnsuchtsvolle Soloalbum des schwedischen Hitschreibers erneut von starken Duetten geprägt. Neben den weiblichen Stimmen von Helena Josefsson, Savannah Church und Jessica S sticht besonders der Titelsong mit Songwriter und Produzent Nick Lowe hervor.

Interview: Jens Mayer