Literatur

13.12. | Buch der Woche

Bernhard Schlink • Das späte Leben

Diogenes

13.12. | Buch der Woche - Bernhard Schlink • Das späte Leben

Bernhard Schlink
Das späte Leben

Diogenes
240 Seiten, 26,00 €

In seinem neuen Roman „Das späte Leben“ umkreist der gefeierte Bestsellerautor Bernhard Schlink auf 240 Seiten mit entwaffnender Ehrlichkeit eine der umstrittensten Fragen der Menschheit: Was bleibt von einer Person nach deren Ableben? Schlink verhandelt den Moment zwischen Leben und Tod am Leben des 76-jährigen Martin, der von seinem Arzt mit einer schwerwiegenden Diagnose konfrontiert wird: Er hat Krebs im Endstadium und wird nur noch wenige Monate leben. Ein Satz, der Martin und seiner Familie den Boden unter den Füßen wegzieht. Die Krankheit reißt nicht nur ein tiefes Loch in die Idylle, die bis dahin Martins Alltag bestimmt hat, sondern lässt ihn auch sein bisheriges Leben mit einem Mal in Frage stellen. Seine Lebensgefährtin ist eine erfolgreiche Künstlerin, er ein Senior, der vor allem für den Haushalt und den sechsjährigen Sohn zuständig war und nebenbei seiner Liebe zum Schreiben nachgegangen ist. Aber welche Bedeutung hat das alles, wenn man sich seiner Vergänglichkeit bewusst und auf seine Urängste zurückgeworfen wird? War in „Abschiedsfarben“ die Konfrontation mit der Vergangenheit das übergreifende Thema, ist der Blick in „Das späte Leben“ gen Zukunft gerichtet. Durch den bevorstehenden Tod Martins tritt die Zukunft seines Sohnes David und die seiner Frau in den Vordergrund. Wie kann Martin sie bestmöglich versorgen, was kann und soll er ihnen mitgeben? Dabei geht es nicht nur um Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, sondern auch und vor allem um Werte und die Frage, was helfen, was aber auch zu einer Belastung werden kann. Kurz vor seinem Tod muss Martin, der schlichtweg alles richtig machen will, sich noch einigen Überraschungen und Herausforderungen stellen. Ein ergreifendes Buch, das sich mit nichts Geringerem als der Bedeutung des Lebens auseinandersetzt und gleichzeitig mit dem Tabuthema Tod bricht, das nach wie vor oft lieber verdrängt wird.

Lisa Elsen