Kino

13.04. | Kinostarts der Woche

13.04. | Kinostarts der Woche

Foto: Alamode Film

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
The Five Devils
Der Fuchs


Irgendwann werden wir uns alles erzählen

  1. April, 2 Std. 12 Min.

Es ist der Sommer 1990, der erste nach dem Mauerfall. Irgendwo in einem thüringischen Dorf streift Maria (Marlene Burow), gerade 18 geworden, durch die Felder. Lieber liest sie Dostojewski in der Sonne, als in die Schule zu gehen. Geflohen vor der Mutter, die nach der Wende in eine Depression verfallen ist, zieht sie zu ihrem Freund auf den elterlichen Bauernhof. Alles scheint recht harmonisch zu sein, bis sie eine Affäre mit dem mehr als doppelt so alten Bauern Henner (Felix Kramer) beginnt. Henner geht recht grob zu Werke, enthüllt aber auch nach und nach etwas von seiner feineren, tragischen Textur. Eine geheime Amour fou nimmt ihren Lauf. Basierend auf dem Bestseller von Daniela Krien, die das Buch gemeinsam mit Regisseurin Emily Atef (»3 Tage in Quiberon«) für das Kino adaptierte, ist eine gelungene und aufregende Coming-of-Age-Geschichte sowohl über eine junge Frau als auch über Deutschland im Jahr 1990 entstanden, die auf der diesjährigen Berlinale ihre Premiere feierte.

Lars Backhaus


The Five Devils

  1. April, 1 Std. 43 Min.

Ist eine Gabe nur etwas für Superhelden? Für die siebenjährige Vicky (Sally Dramé) jedenfalls ist sie ein Mühlstein in einem durch Mobbing und chronische Armut beschwerten jungen Leben. Dennoch müht sie sich, neben der innigen Liebe zu ihren Eltern Joanne und Jimmy, an einem stoischen Leben gegen alle Widerstände. Das ändert sich radikal, als Jimmys jüngste Schwester nach zehn Jahren zu Besuch kommt. Irgendetwas war da zwischen ihr und Joanne. Vicky hat ein Gefühl dafür – und eben diese Gabe, Dinge und Menschen über ihren Geruch zu erspüren. In Trance taucht sie in Zeiten vor ihrer Geburt ein und erfährt von einer Liebe, die ihre Familie auch jetzt noch zerstören könnte. Regisseurin Léa Mysius mutet uns viel Tragik zu. Doch was ein dröges Sozialdrama zwischen Kindheitstraumata und unglücklicher Liebe hätte werden können, avanciert dank des spielerischen Überwindens von Genregrenzen und der poetischen sowie harschen Bildsprache zu einer spannenden, mysteriösen Grenzerfahrung.

Jörg Gerle


Der Fuchs

  1. April, 1 Std. 58 Min.

Angriff auf Frankreich. Am Horizont donnert der Zweite Weltkrieg auf und ab, während Franz (Simon Morzé) sich im Walddickicht in einen rotbraunen Vierbeiner verguckt. Regisseur Adrian Goiginger erzählt in »Der Fuchs« die Geschichte seines Urgroßvaters, der 1940 Motorradkurier für das österreichische Bundesheer war. Stets an seiner Seite: ein pflegebedürftiges Fuchsjunges. Während die Kameraden über Karriere und Mädchen fabulieren, bleibt Franz zurückgezogen. Als Kind wurde er vom Gut seiner Eltern an einen Großbauern übergeben, weil die Familie unter Armut litt. Ein Trauma, das an Franz nagt. Und jetzt der Krieg. Goiginger zeigt diesen in teils einkerbenden Bildern. Explosionen in der Ferne, ein brennendes Hakenkreuz und der entsättigte Meeresstrand als hoffnungsvolles Versprechen auf bessere Zeiten. Was bei all dem heraussticht, ist die Zärtlichkeit zwischen Fuchs und Franz. Sie beide als Alleingelassene. Ihre Freundschaft kann von all dem Unheil um sie herum nicht verschluckt werden.

Benjamin Freund