Literatur

13.01. | Buch der Woche

Ali Smith • Winter

Luchterhand

Ali Smith
Winter

Luchterhand • 320 Seiten

Geister, Isolation, Familienfehden: Im dritten Roman ihres Jahreszeitenquartetts verwebt Ali Smith all dies nonchalant zu einer geschmeidigen, unaufdringlichen Erzählung. Der vogelbegeisterte Arthur ist Opfer von Onlineattacken und mag an Weihnachten nicht allein zu seiner verschrobenen, entfremdeten Mutter Sophia. Spontan engagiert er eine Unbekannte, die seine Ex-Freundin Charlotte mimen soll. Sophia sieht Geister, und als ihre Schwester Iris, ein sendungsaffiner Althippie, an Heiligabend vor der Tür steht, sind Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Diese inszeniert Smith sprachlich feinsinnig, changiert dabei zwischen authentischen Innensichten und plausiblen Situationsbeschreibungen, die einer gewissen Komik nicht entbehren. Nebenher erzählt sie tatsächlich von diesen, unseren Wintern, die kalt und einsam sein können, aber auch Platz für Austausch und Begradigungen bieten. So schafft sie einen perfekten Winterroman: gemütlich, latent tiefschürfend, insgesamt aber leichtfüßig und unterhaltsam.

Marina Mucha