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10.12. | Heimkinotipp der Woche

Captive State

Universal Pictures

CAPTIVE STATE
Universal Pictures • 10. Dezember

Neues Feuer

Seit 40 Jahren ist John Goodman eine unerschütterliche Größe auf Leinwand, Bildschirm und Bühne. Anlässlich der Heimkino-Premiere seines Science-Fiction-Thrillers „Captive State“ sprachen wir mit dem 68-Jährigen, der für Filme und Serien wie „The Big Lebowski“ und „Roseanne“ bekannt ist, über den Weltuntergang und schlechte Nachrichten, aber auch über Berliner Freundlichkeit und Leidenschaft im Beruf.

Mr. Goodman, wie viele andere Filme erzählt „Captive State“ von einer postapokalyptischen Gesellschaft, einem Großstadtalltag nach der Katastrophe, in diesem Fall einer Alien-Invasion. Warum ist das Kino eigentlich so besessen vom Weltuntergang?
Wahrscheinlich, weil wir inzwischen auch in der Realität jeden zweiten Tag den Eindruck haben, die Welt würde untergehen. (lacht) Katastrophen aller Art liegen in der Luft, finden Sie nicht? Von daher kann ich mir nur vorstellen, dass Hollywood uns da eine perfide Art des Eskapismus präsentiert. Nach dem Motto: Seht nur, es könnte alles noch schlimmer sein.

Sind Sie selbst jemand, der sich Sorgen um die Zukunft macht?
Ich habe über die Jahre versucht, mich dazu zu bringen, mir vor allem über das Hier und Jetzt Gedanken zu machen. Die Vergangenheit ist nicht zu ändern, und mein Einfluss auf die Zukunft ist minimal. Aber die Gegenwart kann ich zumindest ein bisschen gestalten. Ich rechne fest damit, dass ich in eine echte Krise gerate, sobald ich zu intensiv darüber nachdenke, was auf uns zukommt. Deswegen verbiete ich mir das von vornherein.

Verfolgen Sie die Nachrichten? Oder ziehen die auch zu sehr runter?
Nachrichten müssen schon sein, denn da geht’s ja um die Gegenwart. Hier in den USA befinden wir uns seit geraumer Zeit in einer ziemlich unglücklichen Lage, da will ich unbedingt auf dem Laufenden bleiben. Wobei es ja dieser Tage leider immer schwieriger wird, halbwegs objektive Nachrichten zu bekommen statt irgendwelcher Stories, die durch eine ganz bestimmte Brille oder mit einer bestimmten Absicht geschrieben wurden. Deswegen informiere ich mich über das politische Geschehen auch nicht unbedingt irgendwo online, sondern über möglichst seriöse Quellen.

Schauen Sie lieber Nachrichten im Fernsehen oder lesen Sie Zeitung?
Beides, aber gute Zeitungen sind mir das wichtigste. Die gute alte New York Times natürlich, aber auch den britischen Guardian lese ich regelmäßig, schon allein, um nicht nur die amerikanische Perspektive zu haben. Wenn ich könnte, würde ich auch deutsche Zeitungen lesen. Die sollen ja sehr gut sein.

Woher kommt diese Vorliebe fürs Deutsche?
Ich habe das Glück gehabt, häufig dort zu drehen, mehrmals in Babelsberg, aber auch in Sachsen zum Beispiel. Süddeutschland kenne ich sehr viel weniger als Berlin und sein Umland. Aber wo auch immer ich war, war ich sehr angetan, nicht zuletzt von den Menschen. Alle sind immer sehr freundlich und haben vor allem einen Sinn für Humor.

Freundlich und humorvoll – das klingt nicht unbedingt nach dem, was als typisch für Berliner gilt...
Lassen Sie es mich so ausdrücken: Die Berliner haben, soweit ich das mitbekomme, keine Zeit für Dummschwätzer und unnötiges Gequatsche. (lacht) Das gefällt mir. Und vielleicht habe ich auch einfach Glück gehabt, denn ich habe in Berlin wirklich fast immer mit sehr warmherzigen Menschen zu tun gehabt. Ich liebe die Stadt und vermisse sie sehr. Ich wünschte nur, ich würde mich dort im öffentlichen Nahverkehr besser zurechtfinden. Die paar Male, die ich dort mit der U-Bahn oder der Tram gefahren bin, war das klasse, schnell und viel sauberer als in New York. Ich fand’s nur so unübersichtlich, dass ich mich viel zu selten getraut habe.

Nochmal zurück zur Arbeit. Sie sind seit über 40 Jahren Schauspieler. Immer mit der gleichen Leidenschaft?
Ich würde sagen, dass ich meine anfängliche Leidenschaft inzwischen wiedergefunden habe. Ich habe in dieser Hinsicht bereits verschiedene Phasen durchgemacht. Filme zu drehen ist ehrlich gesagt unglaublich langweilig. Man sitzt ewig herum, man ist weit weg von zu Hause – das hinterlässt Spuren. Vor allem, wenn man mehrere Filme nacheinander dreht. Außerdem macht man immer wieder schlechte Erfahrungen, steckt Herzblut in eine Sache und das Endergebnis ist trotzdem Mist. Aber vor einigen Jahren ging ich nach London und stand mal wieder in einem Theaterstück auf der Bühne. Das war aufregend, ich war nicht mehr in meinem Element. Dadurch wurde mein Feuer neu entfacht.

Fazit:
Geschichten über Alien-Invasionen sind weder neu noch wird diese hier von Regisseur Rupert Wyatt bis ins Letzte überzeugend erzählt. Etliche originelle und spannende Ideen lassen sich im kurzweiligen „Captive State“ aber finden. Und das Ensemble ist fantastisch: neben Goodman sind „Moonlight“-Star Ashton Sanders, Vera Farmiga und Jonathan Majors mit von der Partie.

Patrick Heidmann