Musik

10.07. | Album der Woche

DMA's • The Glow

BMG · 10. Juli

Foto: Andy Cotterill

Ohne Hokuspokus

Liam Gallagher findet’s gut: Die australischen DMA’s orientieren sich bei ihrer Musik an ihren Idolen von Oasis, lassen dabei aber auch zarte Momente zu.

Im letzten Jahr konnte sich Tommy O’Dell einen Traum verwirklichen, der ihm und seiner Band DMA’s schon länger im Kopf herumgespukt hatte. O’Dell, dessen Vater aus Liverpool stammt, ist mit britischer Beatmusik groß geworden, war in seiner australischen Heimat aber immer ziemlich weit ab vom Schuss beziehungsweise vom Originalprodukt. Nach den ersten Erfolgen der Band auf der Südhalbkugel kam dann die Einladung nach England, ausgesprochen durch Oasis-Großmaul Liam Gallagher, der sich die DMA’s für sein Vorprogramm wünschte. Dort machten sie offenbar eine so gute Figur, dass regelmäßige Garderobenbesuche an der Tagesordnung waren.

»Liam ist ein super Typ«, findet O’Dell. »Er hat eine Menge Erfahrung und dementsprechend viele gute Ratschläge zu verteilen. Das Coolste, was er manchmal macht, ist, sich den Bühnensound, so wie das Publikum ihn zu hören bekommt, direkt auf seine Monitorbox legen zu lassen. Das möchte ich eines Tages auch mal ausprobieren.« Ganz so abwegig wäre die Parallele nicht. Genau wie Oasis zu ihren besten Zeiten schwebt den DMA’s bei ihrer Musik ein raumgreifender Arena-Rock-Entwurf vor, der Hausfrauen und Hooligans gleichermaßen gefällt. »The Glow«, das neue Album der Band, kommt mit elf an Britpop und Neo- Psychedelic geschulten Songs daher, bei denen sich jugendliches Bravado und vorsichtige Verletzlichkeit paaren. »Alle unsere Stücke sind auf der akustischen Gitarre geschrieben und beginnen meist als eher introvertierte Etüden«, sagt Tommy O’Dell. »Nach und nach wird das über die Produktion dann größer und größer, wobei es immer noch darauf ankommt, was das Lied verlangt. Es geht darum, den Moment zu erkennen, in dem ein Song fertig ist und genügend interessante Passagen enthält. « Der Sänger, ursprünglich als Schlagzeuger in die Band gestartet, kündigt als nächsten Schritt die Eroberung der Radiowellen an, traditionell ein schwieriges Pflaster für rabaukige Gitarrentrios. Andererseits steht er dem Popformat neuerdings sehr aufgeschlossen gegenüber. » Wenn ich an Pop-Künstler denke, dann sind das oft Leute, die sich jeden Song von fünf verschiedenen Songwritern schreiben lassen oder bei The Voice auftreten«, sagt O’Dell. »Man kann aber auch eine Popband und trotzdem Rock’n’Roll sein.« Und seien wir ehrlich: Wenn man bei diesen Songs mal den ganzen Hokuspokus weglässt, stellt man fest, dass die handwerklich teilweise wirklich brillant sind.

FAZIT:

»Life Is A Game Of Changing« singen die DMA’s – eine etwas altkluge Bemerkung aus dem Mund einer jungen australischen Band. Dann wiederum suggeriert die Energie, die aus den eingängigen Poprocksongs spricht, dass die Botschaft manchmal auch einfach in geradlinigen Mitsingrefrains stecken kann. »The Glow« ist ein Musterbeispiel für die Kunst, das Autoradio wie ein Stadionrund klingen zu lassen, und das Leben wie etwas, das einen Soundtrack braucht.