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10.01. | Kinostart der Woche

Ben is back

Ben is backBEN IS BACK

Tobis • 10. Januar

So präsent war Julia Roberts lange nicht: Neben ihrer Rolle in „Homecoming“ ist sie in „Ben Is Back“ als Mutter eines Drogenabhängigen zu sehen.

Miss Roberts, Sie sind als sehr wählerisch bekannt, wenn es um Ihre Filmrollen geht. Was interessierte Sie an „Ben Is Back“?

An dem Drehbuch begeisterte mich gar nicht so sehr meine Rolle, sondern vielmehr das gesamte Arrangement der Figuren. Zu häufig liest man Geschichten, in denen eigentlich nur zwei Personen im Zentrum stehen und alle anderen eher nur Dekoration sind. Hier dagegen spielt wirklich jedes einzelne Familienmitglied eine entscheidende Rolle. Ganz abgesehen davon natürlich, dass Drogensucht von Jugendlichen ein enorm wichtiges Thema ist, das für die amerikanische Gesellschaft ein wirkliches Problem darstellt.

Allerdings auch kein neues, oder?

Im Gegenteil, es scheint längst ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft zu sein. Das ist eine Epidemie und wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass wir kaum mehr darüber sprechen. Deswegen finde ich es so wichtig, dass wir mit diesem Film eine Auseinandersetzung auslösen. Das geht natürlich im Kino besser als mit trockenen Statistiken in der Zeitung, weil hier jeder eine Figur findet, mit der er oder sie sich identifizieren kann.

Die Handlung des Films erstreckt sich über gerade einmal 24 Stunden, über die Vergangenheit von Ben und seiner Familie erfährt man eher en passant. Denken Sie sich in einem solchen Fall eine komplette Biografie für Ihre Figur aus?

Nicht prinzipiell und nicht unbedingt in aller Konsequenz. In diesem Fall hatten wir alle mit dem Regisseur zusammen eine Probenphase, in der wir die Familiendynamik ausgearbeitet haben. Das war wichtig, denn während des Drehs ist dafür bei einem so kleinen Film keine Zeit. Insgesamt war aber viel wichtiger, was im Drehbuch stand, also die unmittelbare Situation dieser Familie, nicht ihre Vergangenheit.

Eine letzte Frage noch zur Serie „Homecoming“, in der Sie aktuell auch zu sehen sind. War es ein Einschnitt, mal nicht fürs Kino zu drehen?

Eigentlich nicht. Vor 20 Jahren wäre das vielleicht anders gewesen, aber heutzutage sind das Format einer Geschichte und die Art, wie sie konsumiert werden kann, zweitrangig. Was zählt, sind nur noch die Geschichte selbst und die Kreativität, die drinsteckt. Für mich als Darstellerin ist es ohnehin nicht relevant, in welchem Medium oder auf welcher Plattform das Ergebnis zu sehen ist.

Interview: Patrick Heidmann

FAZIT: Ein Sohn kommt an Weihnachten frühzeitig aus dem Drogenentzug und seine Mutter versucht zwischen Liebe, Wut und Hoffnung ihr Möglichstes, um einen Rückfall zu verhindern. Der Film von Peter Hedges ist sparsam, nüchtern und mit erkennbar geringen Mitteln umgesetzt. Aber sein Sohn Lucas und Julia Roberts in den Hauptrollen sorgen für emotionale Tiefe.