Kino

08.06. | Kinostarts der Woche

08.06. | Kinostarts der Woche

Foto: © 2022 Picomedia – Mad Entertainment – Medusa Film –Rosebud Entertainment Pictures

Nostalgia
Medusa Deluxe


Nostalgia

  1. Juni, 1 Std. 57 Min.

Erstaunlich, dass es nach unzähligen Filmen und Serien erst jetzt auffällt: in Nostalgie lässt es sich genauso gut versinken wie in den engen Gassenfluchten von Neapel. Der Eindruck kommt natürlich nicht von ungefähr, denn Regisseur Mario Martone hat es in »Nostalgia« darauf angelegt, die Stadt – genauer noch das Viertel Sanità – ins Zentrum zu stellen und sie auf zwei Zeitebenen zu erzählen. Nicht, dass sich äußerlich viel zwischen dem heutigen Neapel und dem, das Felice (Pierfrancesco Favino) vor 40 Jahren fluchtartig verlassen hat, verändert hätte. Nur die Leute sind älter geworden, Felices Mutter liegt im Sterben und der örtliche Pfarrer kümmert sich um die Jugendlichen, damit sie nicht auf die schiefe Bahn geraten. Kameramann Paolo Carnera findet dafür zärtlich verwitterte Bilder mit lichten Ecken im Dunkel. Ganz anders als er es etwa in der Mafia-Serie »Gomorrha« getan hat. Und doch ist es die Ahnung von genau dieser Brutalität, die auch »Nostalgia« diesen ganz besonderen Sog verleiht.

Edda Bauer


Medusa Deluxe

  1. Juni, 1 Std. 42 Min.

Ein Mord. Viele Verdächtige. Ein Schauplatz. Aber weder Poirot noch Miss Marple. Es könnte fast eine Geschichte von Agatha Christie sein, zumindest wenn man die übersichtliche Versuchsanordnung betrachtet: Ein Friseur ist ausgerechnet bei einem Wettbewerb um das exzentrischste Haarstyling Englands skalpiert worden. Die Polizei hat die Coiffeure samt Haarmodels im verwinkelten Messegebäude isoliert, bis der Tatort gesichert ist. Zu sehen ist in Thomas Hardimans »Whodunit« aber kein Kommissar. Es sind vielmehr die Festgesetzten selbst, die peu à peu dem Täter auf die Spur kommen. »Medusa Deluxe« ist weit weg vom üblichen Krimieinerlei. Dem Regiedebütanten kommt es in erster Linie auf die Optik an. Skurrile Figuren, abgefahrene Haartrachten und eine Kamera, die Oscar-Nominee Robbie Ryan (»The Favourite«) virtuos in nahezu einer Einstellung durch den Ort der Handlung trägt. Style over Substance? Nicht wirklich, denn die scharfen Dialoge machen die unblutige Täterhatz spannend.

Jörg Gerle