Musik

07.05. | Album der Woche

Sophia Kennedy • Monsters

City Slang

Mehr Drama als Knäckebrot

Mit Humor und Surrealem gegen die eigenen Dämonen: Mit dem düsteren „Monsters“ will Sophia Kennedy ihre künstlerische Welt erweitern.

Vielleicht gut, dass Sophia Kennedy sich selbst nicht als Leistungsmensch bezeichnet, denn beim überraschenden Erfolg ihres Debütalbums bekämen andere schon weiche Knie. Die US-Amerikanerin nimmt’s lieber gelassen und sieht Musik weiter als kathartisches Ventil. So bekommen auf „Monsters“ nun persönliche und weltliche Schicksalsschläge der letzten Jahre einen Schauplatz, was sowohl den deutlich düstereren Sound als auch den Albumtitel erklärt. „Ich spüre diese bedrohliche Anspannung, die mich aber gleichzeitig fasziniert. Ich will immer wissen, was da im Dunkeln verborgen ist.“ Anstelle aber schnöde die traurige Introspektive-Nummer runterzuspielen, lässt Kennedy bewusst das Übernatürliche und Surreale in ihren Texten und der Klang-Ästhetik einfahren. Das hängt zum einen mit ihrem Selbstverständnis als Nicht-Singer-Songwriterin zusammen, zum anderen mit ihrer Begeisterung für Exzentrik: „Ich bin generell ein Adrenalinjunkie und liebe auch scharfe Küche mehr als Knäckebrot. Meine Musik soll diese Überdramatik widerspiegeln, gleichzeitig ist das aber auch mein Humor.“ Auch wenn diese sehr subtile Komik oft von außen unerkannt bleibt, sieht Kennedy deren Rolle als sehr bedeutend: „Pathos und Schmerz habe ich natürlich auch genug, aber ich breche sie gerne mit meinem Humor, um sie auf den Boden zu bringen und greifbarer zu machen.“ Irgendwo im diffusen Nebel aus gesellschaftlichen Beobachtungen und übernatürlichen Strukturen steckt aber auch ein Funken Realität, ein Stück Sophia Kennedy. Wo genau, ist für Hörer nur eben nicht offensichtlich. So schwerwiegend das teils zwischen den wüsten Synthesizer-Klängen anmutet, so sehr wirkt das fluffige Acapella-Stück „Do They Know“ wie eine nahezu märchenhafte Zäsur. Mal wieder – vollkommen gewollt! „Gerade dieser einlullende, fast schon kitschige Song sorgt für einen angenehmen Ausgleich zum sonstigen Album“, stellt Kennedy fest. Eleganter könnte der Übergang zum finalen „Drag Myself Into The Sun“ auch gar nicht klingen, in dem das lyrische Ich ein Raumschiff besteigt und so endlich das eigene Plätzchen fernab der Zivilisation findet. Erneut überdramatisch, aber eben auch als ein hoffnungsvoller Schlussstrich, bei dem die Wahl-Hamburgerin noch einmal alles vereint, wie sie begeistert berichtet: „Die Hypernervosität, der Stress, der Lärm, aber auch das Schöne, das Versöhnliche, das Fließende – hier kommt alles in einem Feuerwerk zusammen.“ Und das hat es wahrlich in sich.

Sophia Kennedy
Monsters

City Slang, 07. Mai

Von dem Zwischenspiel aus dissonanter Verzerrung und einschlägigen Pop-Momenten entfernt sich Sophia Kennedy auch auf ihrem zweiten Album „Monsters“ keinen Millimeter. Nun winden sich die teils stoischen Klavier- und Synthesizer-Arrangements aber weniger in traum-, denn in albtraumhafter Manier. Immerhin: Mit dem fulminanten Finale und Lichtblick „Drag Myself Into The Sun“ nimmt dieses dystopische Epos ein positives Ende – und zwingt förmlich dazu, die Nadel neu aufzusetzen.


Foto: Benjakon

Julia Köhler