Literatur

06.09. | Buch der Woche

William MacAskill • Was wir der Zukunft schulden

Siedler

06.09. | Buch der Woche - William MacAskill • Was wir der Zukunft schulden

William MacAskill
Was wir der Zukunft schulden

Siedler
Hardcover, 448 Seiten, 26,00 €

Haben Sie sich einmal vor Augen geführt, dass Ihre Entscheidung, ob Sie Ihren Arbeitsweg heute mit dem Auto oder dem Fahrrad bestreiten, Einfluss auf die Existenzen einzelner Individuen hat? Ein normaler Samenerguss enthält circa 200 Millionen Spermien – die Chance, dass genau Sie bei der Befruchtung der Eizelle entstanden sind, liegt bei 1 zu 200 Millionen. Die minimalste Modifikation des Tagesablaufs ihrer Eltern, beispielsweise ein Stau auf der Heimfahrt, hätte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass eine andere Samenzelle das Ei befruchtet hätte und so wären nicht Sie, sondern ein anderer Mensch entstanden. Dies ist nur eines der vielzähligen Gedankenexperimente, mit denen William MacAskill ausführt, inwiefern wir mit unserem heutigen Handeln einen folgeschweren Einfluss auf die Zukunft nehmen können. Der junge Philosoph bringt den Lesern in »Was wir der Zukunft schulden« das Konzept des Longtermism näher. Er beleuchtet anhand konkreter Beispiele, warum wir langfristiges Denken und Handeln als gesellschaftliche Maxime verankern sollten, was bedeute, uns schon jetzt um den Erhalt und das Wohlergehen vieler künftiger Generationen zu bemühen. Im Laufe dessen spielt er einige mögliche Szenarien, wie beispielsweise den Kollaps der Zivilisation oder das Einrasten eines schlechten Wertesystems, durch. Was zunächst abstrakt erscheint, leuchtet bereits vor dem abschließenden Nachwort des Autors ein: Viele Maßnahmen, die der Menschheit langfristig zugutekommen, helfen uns auch heute schon.

Katharina Raskob