Kino

06.07. | Kinostart der Woche

Alma + Oskar

06.07. | Kinostart der Woche - Alma + Oskar

Foto: Aliocha Merker, Alamode Film.


Getanzter Sex

In »Alma und Oskar« verkörpert Emily Cox (»The Last Kingdom«) die umworbene und umstrittene Salonlöwin Alma Mahler-Werfel.

Frau Cox, wie würden Sie Alma Mahler-Werfel beschreiben?

Jeder nimmt Personen anders wahr, aber in meinen Augen war Alma Mahler eine Frau, die Sex geliebt hat, eine große Anziehungskraft auf extrem viele Menschen besaß, und die unabhängig war – auch von ihren Männern.

Und das vor rund 120 Jahren.

Sie hat garantiert sehr anders gelebt als die meisten Frauen zu ihrer Zeit. Was man auch unbedingt nennen muss, ist ihre Musik! Ich kannte Almas Lieder anfangs nicht. Aber nachdem ich mich reingehört hatte, habe ich mich gefragt, warum sie nicht für ihre Musik bekannt geworden ist. Die ist total schön. Sie kommen selbst aus einer Musikerfamilie.

Fiel es Ihnen deswegen leichter, in diese Welt einzusteigen?

Absolut. Meine Eltern sind beide Pianisten. Ich bin also in diesen Kreisen aufgewachsen, weiß, wie sich Musiker miteinander unterhalten, wie sie sich benehmen. Musik kann da regelrecht religiöse Züge annehmen. Man sieht mich übrigens im Film »echt« Klavier spielen – also die richtigen Tasten drücken. Zu hören ist aber meine Mutter, weil ihr Spiel natürlich viel besser und professioneller klingt.

Im Zentrum des Films steht die leidenschaftliche Affäre zwischen Alma und dem Maler Oskar Kokoschka. Es gibt einige Sexszenen, wofür eine Choreografin engagiert wurde. Wie muss man sich das vorstellen?

Doris Uhlich ist eine Performance-Künstlerin, die die Gabe besitzt, Leuten ein gutes Gefühl zu geben, sogar wenn sie nackt vor der Kamera agieren. Meinem Spielpartner Valentin Postlmayr und mir hat sie dabei geholfen, uns den Nacktszenen wie einem Tanz zu nähern. Beim Drehen fühlten sich die Bewegungen auch eher wie Tanz als wie Sex an. Wobei sich Sex im Film sowieso nie wie echter Sex anfühlt, weil vorher jeder Handgriff bis ins kleinste Detail abgesprochen ist. Vollkommen unromantisch.

So sieht es aber im Film wirklich nicht aus.

Das war das Ziel! (lacht) Es war uns wichtig, dass die Choreografie wie ein leidenschaftlicher Tanz wirkt. Bei den Proben hatten wir auch die passende rhythmische Musik dazu. Das half sehr, um die richtige Atmosphäre aufzubauen.

Ihre Affäre mit Oskar Kokoschka ist nur eine Episode in dem echt ereignisreichen Leben von Alma Mahler. Hätten Sie Lust auf eine Alma-Serie?

Aber natürlich! Eine Netflix-Serie, oder besser noch eine Film-Serie: »Alma und Gustav Mahler«, »Alma und Walter Gropius«, »Alma und Franz Werfel«. Ich wäre auf jeden Fall dabei!

Alma + Oskar

  1. Juli, 1 Std. 50 Min.

Spezialisiert auf spannende Episoden aus der österreichischen Historie, hat sich Regisseur Dieter Berner nach »Egon Schiele – Tod und Mädchen« (2016) nun »Alma + Oskar« vorgenommen. Die Affäre zwischen Alma Mahler, dem Mittelpunkt der Wiener Kunst- und Musikszene und dem jungen Expressionisten Oskar Kokoschka zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, bringt beide lustvoll an den Rand der Existenz. Emily Cox und Valentin Postlmayr machen diese Amour fou zu einem Kinoerlebnis bis in die letzte Sitzreihe.

Edda Bauer