Musik

04.03. | Album der Woche

Band of Horses • Things Are Great

BMG

Foto: Stevie und Sarah Gee


Alles auf Anfang

Die immer sorgenvollen Band Of Horses nennen ihr Album „Things Are Great“ und dann wird Ben Bridwell auch noch persönlich. Ist wirklich alles gut?

Schon zuvor verstand es der Kreativkopf der Band, mit seinen Worten, Klängen und Songwriting-Künsten Klöße in Hälse und Gänsehäute auf Arme zu jagen. Bisher vertraute der US-Amerikaner mit seiner Band auf feinfühliges und behutsam orchestriertes Storytelling. Den autobiographischen Kern der neuen Platte fasst Bridwell hingegen so zusammen: „In dem Album geht es um eine Entwicklung, darum, wie wir an diesem Punkt unseres Lebens angekommen sind, jeder für sich und wir alle gemeinsam.“ Die Platte solle verschiedene Perspektiven der Beteiligten verbinden, um eine möglichst wahrheitsgetreue Essenz zu kreieren. Für dieses Ziel saß Bridwell natürlich nicht alleine im Studio, sondern holte sich die passende Unterstützung – inklusive Besetzungswechsel. Mittlerweile verzeichnet die 18-jährige Bandgeschichte zehn Ex-Mitglieder. Warum mussten die langjährigen Kollegen Tyler Ramsey und Bill Reynolds gehen?

„Nach dem letzten Album haben wir uns alle etwas planlos gefühlt. Wir steckten in einer professionellen Aufnahme in einem teuren Studio – es fühlte sich an wie ein Zeit-ist-Geld-Ding – und das hat für mich einfach nicht funktioniert.“ Für den frischen Wind in der Band-of-Horses-Bude sollen deswegen Archers-of-Loaf-Bassist Matt Gentling und Ian MacDougall von Broken Golden sorgen. Und Bridwell setzte sich mit den befreundeten Wolfgang Zimmerman, Jason Lytle (Grandaddy) und Dave Fridman (Flaming Lips) erstmals an die Co-Produktion. Aber ist deswegen gleich alles gut?

Tatsächlich bezieht sich der Albumtitel auf einen Zeitungsartikel über einen Roadtrip, den die Band im Jahr 2007 mit dem Journalisten Pat McGuire und dem Photographen Brantley Gutierrez unternahm. Auch der Track „Coalinga“ wendet seinen Blick auf dieses Erlebnis und gibt damit die Fahrtrichtung vor: Der Sound des sechsten Albums erinnert an die Anfangstage der Band – Bridwells Gitarre steht im Fokus. Dennoch ist „Things Are Great“ kein eindimensional freudestrahlendes Unterfangen und schon gar keins, das unangenehm nach Mottenkiste müffelt. Vielmehr stellt die Platte eine bedeutsame Zäsur in der Diskografie dar, die schon 2016 in „Why Are You OK“ angelegt war, wie Bridwell erklärt: „Ich glaube, hier hat unsere Wiedergeburt begonnen – auf die wir schon beim letzten Album mit anderem Line-Up hingedeutet haben.“ Frisch wiedergeboren klingen Band Of Horses dementsprechend so reflektiert, kraftvoll und unmittelbar wie lange nicht mehr. Willkommen zurück!


Band of Horses Cover

Band Of Horses
Things Are Great

BMG, 04.03.

Eine Zeitreise nach 2006, bitte! Im rohen Sound des siebten Studioalbums „Things Are Great“ erinnern Band of Horses wieder an ihre großen Anfänge: Große Melancholie schwappt über die breiten Folk-Arrangements, Bridwells Timbre klagt hingebungsvoll. „Crutch“ zündet das Lagerfeuer an, „Hard Times“ deutet zurückgelehnten Americana an, „Ice Night We’re Having“ rumpelt mit vielen Gitarren im Gepäck über die nächtliche Straße. Im Bauch macht sich derweil ein wohliges Gefühl von Zuhause breit.

Julia Köhler