Literatur

03.10. | Hörbuch der Woche

Katty Salié • Das andere Gesicht: Depressionen im Rampenlicht

Hörbuch Hamburg

03.10. | Hörbuch der Woche - Katty Salié • Das andere Gesicht: Depressionen im Rampenlicht

Katty Salié
Das andere Gesicht: Depressionen im Rampenlicht

gelesen von Katty Salié
Hörbuch Hamburg, 8 Std. 16 Min.


„Hey, hey, hey/ Du schreist hurra in mein Gesicht (hey, hey, hey)/ Hurra, hurra und dann kommt Licht/ In all mein Schwarz, dein grellstes Blinken/ Dein Hurra gegen das Versinken/ Hey, hey, hey“. Mit diesen Zeilen aus dem Song "Dein Hurra" des deutschen Sängers Bosse beginnt Katty Saliés Hörbuch "Das andere Gesicht: Depressionen im Rampenlicht" und stellt sich der Frage: Wie fühlt es sich an, mit einer Depression zu leben – auch als Person des öffentlichen Lebens? Gleich zu Anfang steckt sie den Rahmen der Tabuisierung ab, der mit diesem Thema einhergeht. Die Agentin, die einem von einem Outing – auch wenn Salié den Begriff des Outings selbst nur widerwillig benutzt - abrät; das Bedürfnis, mit seiner Erkrankung nicht länger im Dunkeln zu bleiben. Denn Salié weiß aus eigener Erfahrung, wie sich dieser Zustand anfühlt, wenn Momente einem wie Blei auf den Schultern liegen, man im Schlick steckt und ein tiefes Schamgefühl empfindet. Sie spricht als Journalistin und als Betroffene. Allerdings erzählt die Moderatorin nicht nur von ihren eigenen Erfahrungen sowie beispielsweise von ihrem Klinikaufenthalt, sondern hat mit zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens über den Umgang mit der Erkrankung gesprochen. Von Betroffenen wie Kurt Krömer über Torsten Sträter bis hin zum Comedian Atze Schröder und der Politikerin Gesine Schwan versammelt sie in ihrem Buch ein Kaleidoskop aus Stimmen und Lebensgeschichten, Erfahrungen und Kämpfen. Damit unternimmt sie den Versuch, das Stigma aufzubrechen und der Krankheit eine Stimme zu geben. Denn auch wenn sich immer mehr Menschen dazu bekennen und am Tabu einer der am häufigsten auftretenden Volkskrankheiten kratzen, bleibt die grundsätzliche Schamhaftigkeit bestehen – nicht nur auf, sondern auch abseits der Bühne. Eingesprochen wurde das Hörbuch von Salié selbst, wodurch dem Ganzen eine persönlichere und eindrücklichere Note verliehen während wird den Interviewpartner:innen und den intensiven Gespräche, die im Zuge des Buches entstanden sind, Rechnung getragen wird. Dabei unterfüttert sie das Hörbuch mit Zahlen und Fakten, lässt die Thematik dadurch weniger abstrakt erscheinen. So leiden schätzungsweise 5,3 Millionen Bundesbürger:innen an Depressionen. Laut einer repräsentativen Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe von 2021/2022 hat jeder fünfte Arbeitnehmer schon einmal die Diagnose Depression bekommen. Im Umgang mit dem Thema lässt sich laut der Journalistin allerdings ein Umdenken, erkennen. So gingen 2021 gingen einige Prominente mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit. Denn was nützt einem das Versteckspiel, wenn man selbst im Innersten aufgefressen zu werden droht? Deutlich wird allerdings auch: Die Depression ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern, die in ihrem Kern so verschieden ist, wie die Geschichte der Betroffenen selbst. Ein tröstliches Fazit am Ende eines Hörbuchs, das sich mit großer Sensibilität einer Erkrankung widmet, die in ihrer ihrer Komplexität für Aussenstehende häufig nur schwer greifbar scheint.