Musik

03.06. | Album der Woche

Regener Pappik Busch • Things To Come

Vertigo Berlin

03.06. | Album der Woche - Regener Pappik Busch • Things To Come

Der Jazztrichter

Auf ihrem zweiten Album spielt die Jazz-Abteilung von Element Of Crime auf rustikale Art bekannte Stücke großer Komponisten.

Da ist die Sache mit dem Trichter, sagt Sven Regener, durch diesen müsse ein Stück durch, nützt ja nichts. Und wenn das Stück dann unten aus dem Trichter herauskommt, dann hat es sich verändert. Es handelt sich dann zwar immer noch um eine Komposition von John Coltrane oder Thelonious Monk, aber sie klingt dann so, wie Sven Regener, Richard Pappik und Ekki Busch sie spielen wollen – oder können. "Nämlich irgendwie wild und unvermittelt", wie Sven Regener beschreibt. "Was schon daran liegt, dass wir als Trio spielen, mit Schlagzeug, Klavier und Trompete. Bei einem Trio wirken die drei Instrumente immer alle gleichermaßen stark und gleichermaßen laut, der Gesamtsound eines Trios ist immer direkter und auch härter als etwa der einer vierköpfigen Besetzung, es kann sich keiner hinter dem anderen verstecken, und das finde ich sehr interessant."

Mit "Things To Come" veröffentlicht das Projekt Regener Pappik Busch etwas mehr als ein Jahr nach der Debütplatte "Ask Me Now" sein zweites Album. Zwischendrin hat Regener einen weiteren Roman veröffentlicht, gerade entstehen neue Lieder der Hauptband Element Of Crime – das kreative Leben des Künstlers ist optimal ausgefüllt. Bei der Konzeption der Platte kam wieder die bewährte Regener-Pappik-Busch-Methode zum Einsatz. "Ich suche zu Hause Notenblätter von Jazz-Stücken heraus, die sich eignen könnten", sagt Regener, wobei der Fokus auf dem Repertoire des Modern Jazz der 40er bis 60er Jahre liegt. "Im Übungsraum probieren wir das aus und schauen, ob es funktioniert." Hier kommt dann der Trichter zum Einsatz: "Wir spielen die Stücke, quetschen sie gewissermaßen durch den Trio-Trichter und haben Spaß dabei." Regener, gebürtiger Bremer, erinnert dabei an einen anderen bekannten Musiker dieser Stadt, der mit einer ähnlichen Methode gearbeitet hat: James Last. "Das Tolle an ihm und seinem Orchester war ja, dass er alle diese Popsongs in seinem ganz eigenen 'Happy Sound' spielte und sie sich so zu eigen machte." Sven Regener, der James Last des Jazz?

"Gewiss nicht. James Last war Jazzmusiker, der Popmusik machte. Regener Pappik Busch sind Rockmusiker, die Jazzmusik spielen. Andere Musik, andere Wurzeln." Anfang der 80er-Jahre hatte Regener an der Trompete seine Musikerkarriere gestartet. "Bei Element Of Crime aber wurde und bin ich vor allem der Sänger. Und die Trompete wird in der Rockmusik immer eine Außenseiterin sein, in der Jazzmusik ist sie die Königin."

Regener Pappik Busch
Things To Come

Vertigo Berlin, 27. Mai
Es gibt im modernen Jazz einen Trend zur Opulenz: Künstler wie Kamasi Washington oder Shabaka Hutchings arrangieren ihre Kompositionen für Streicher und Chöre, reichern sie mit Elektronik an. Das ist spannend, aber auch überwältigend. »Things To Come« dagegen ist ein Jazz- Album für die Bierbank. Das Trio arbeitet jeweils die Essenz der Kompositionen heraus: Sven Regener sucht mit seiner Trompete die Melodien, Richard Pappiks Schlagzeug verleugnet seinen Rock-Einfluss nicht, Ekki Busch spielt das Klavier manchmal wie ein Entertainer.


Foto: Charlotte Goltermann

André Bosse