Literatur

01.11. | Buch der Woche

Christina Dalcher • Vita

Harper Collins

01.11. | Buch der Woche - Christina Dalcher • Vita

Christina Dalcher Vita
Harper Collins
Hardcover, 336 Seiten, 17,00 €

In Europa steht Belarus allein auf weiter Flur. Auf der anderen Seite des großen Teichs hingegen sieht es düsterer aus. Obwohl die Zahl der Hinrichtungen in den Vereinigten Staaten von Amerika seit Jahren rückläufig ist – was auch daran liegt, dass es an Fachpersonal zur Durchführung und Apothekern mangelt, die das benötigte Gift herstellen –, ist die Todesstrafe in 27 Staaten immer noch legal. Was einem hierzulande wie das traurige Zeugnis veralteter Denkweisen erscheint, ist dort immer noch Realität. Die Prämisse, die Christina Dalchers fesselndem Roman »VITA« zugrunde liegt, ist demnach bahnbrechend: Die erfolgreiche Anwältin Justine Callaghan revolutionierte einst als Anführerin der VITA-Bewegung mit der Durchsetzung des Remedies Act die Todesstrafe. Seitdem liefert ein Rechtssatz aus dem Alten Testament die Grundlage der modernen Justiz: »Auge um Auge«: Sollte sich ein zum Tode Verurteilter posthum als unschuldig erweisen, muss die zuständige Staatsanwältin ihr Fehlurteil mit ihrem eigenen Leben vergelten. Als in einem Prozess, bei dem Justine einst den unwiderrufbaren Schuldspruch vollstreckte, neue Beweise auftauchen, gerät das Leben der alleinerziehenden Mutter außer Kontrolle. Was als panische Spurensuche zum Schutz des eigenen Lebens beginnt, entwickelt sich in rasantem Tempo zu einer spannenden Frage nach der Fehlbarkeit des Rechtssystems und der Grenze der persönlichen Bereitschaft, zu eigenen Lasten für Gerechtigkeit einzustehen.

Katharina Raskob